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■ REGIERUNG PROTEGIERT SEXTOURISMUS
Erschreckende Ignoranz und Gefühllosigkeit bei thailändischer Regierung
DOKUMENTATION
Thailands Premierminister Chatichai Choonhavan und sein Regierungssprecher Suvit Yodmani haben sich mit erschreckend menschenverachtenden Einstellungen zum Prostitutionstourismus und zur Kinderprostitution hervorgetan. Dies zeigen die Auseinandersetzungen um eine kürzlich von ABC in den USA ausgestrahlte Dokumentation. In der Sendung wird die thailändische Regierung angeprangert, da sie nichts gegen die gravierende Zunahme von Kinderprostitution unternehme. Von offizieller Seite werde der Zustrom der vielen pädophilen Touristen genauso ignoriert wie die Tatsache, daß die verarmten Bauern ihre Töchter an Bordelle verkaufen.
Diese Sendung wertete der Premierminister als eindeutige Imageschädigung, die er folgendermaßen kommentierte: „Die Touristen kommen hierher wegen des Sex. Das ist jedoch ganz normal, da die Thaifrauen sehr hübsch sind.“ („Tourists went there for sex. It is quite normal because Thau women are pretty.“ 'Bangkok Post‘ 10.6.90)
Außerdem könne er nicht verstehen, weshalb ein amerikanischer Fernsehsender das Prostitutionsproblem in Thailand derart wichtig nähme. Der Regierungssprecher bezeichnete die Kinderprostitution als bedauerliches und hartnäckiges Problem, das mit dem Drogenmißbrauch in den USA vergleichbar wäre. Eine thailändische Frau empört sich in einem Leserbrief über diese Ignoranz und Gefühllosigkeit des Premierministers: „Was denkt er denn, was Thaifrauen sind, nur Fleischstücke?“
Wir sind entsetzt über diese Unverfrorenheit den Frauen und Kindern gegenüber. Die Regierung lädt die Männer geradezu ein, die thailändischen Frauen und Kinder zu kaufen und zu gebrauchen. Diese offiziellen Einstellungen lassen jegliche Achtung und Würde für die Menschen vermissen.
Sie entlarven auch, daß die Regierung entgegen bisheriger Beteuerungen sehr wohl um das Ausmaß des Sextourismus weiß. Sie widerlegt damit ihre eigenen Angaben, nach denen nur maximal zwei Prozent aller Touristen des Sex wegen ins Land reisen. Genauso sprechen die Regierungsaussagen, nach denen die Regierung bemüht sei, die Kinderprostitution einzudämmen, allen Tatsachen Hohn. Wäre dies ihr wirkliches Interesse, müßte sie Einrichtungen und Gruppen, die sich in der Öffentlichkeit für diese Problematik zum Beispiel mit einer Kampagne gegen Kinderprostitution einsetzen, tatkräftig unterstützen. Doch sie fördert lieber weiterhin mit immensen Summen den Tourismus.
Auch müssen die thailändischen Wissenschaftler und Sozialarbeiter, die in der Fernsehsendung zu Wort kamen, Repressalien befürchten. Ein hoher thailändischer Politiker macht Dr.Koson Srisang, Sozialwissenschaftler und Generalsekretär der Ökumenischen Koalition Dritte Welt Tourismus (ECTWT) in Bangkok, der in der Fernsehsendung zu Wort kam, für eine mögliche Verschlechterung der Beziehungen zwischen Thailand und den USA verantwortlich. Herr Srisang hatte den Wunsch der Touristen und der US-amerikanischen Soldaten nach Geschlechtsverkehr mit Kindern und Jungfrauen als Ursache für die Kinderprostitution genannt.
Die Regierung ist dringend gefordert, alles zu unternehmen, um den Sextourismus einzudämmen und die kürzlich in Thailand gestartete Kampagne gegen Kinderprostitution zu unterstützen. Es ist notwendig, daß auch bei uns erkannt wird, daß von offizieller Seite gehandelt werden muß, zum Beispiel mit einem Verbot sexistischer Werbung.
AntiRassistischer Arbeitskreis, Arbeitsgemeinschaft gegen internationale rassistische und sexuelle Ausbeutung (agisra), Arbeitskreis Tourismus und Entwicklung, Basel, Fraueninformationszentrum Stuttgart, Informationszentrum Dritte Welt, Freiburg, S. Wycisk, Mitarbeiterin der Südostasien Informationsstelle, Bochum, Terre des Femmes, Third World Tourism European Ecumenical Network, Tourismus mit Einsicht, Zentrum für Entwicklungsbezogene Bildung, Stuttgart.
rungsaussagen, nach denen die Regierung bemüht sei, die Kinderprostitution einzudämmen, allen Tatsachen Hohn. Wäre dies ihr wirkliches Interesse, müßte sie Einrichtungen und Gruppen, die sich in der Öffentlichkeit für diese Problematik zum Beispiel mit ei ner Kampagne ge gen Kinderprostitution einsetzen, tatkräftig
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