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BfG-Kahlschlag läuft auf Hochtouren

■ Entlassungen und Filialschließungen trotz Gewerkschaftsprotesten offenbar unumgänglich

Von K.P. Klingelschmitt

Frankfurt/Main (taz) - Bei der zu 49 Prozent den Gewerkschaften gehörenden Bank für Gemeinwirtschaft (BfG) herrscht auch zwei Tage nach den Betriebsversammlungen in der BfG-Zentrale in Frankfurt und in diversen Zweigniederlassungen allgemeine Verwirrung: Während die für die Öffentlichkeitsarbeit zuständigen Betriebsratsmitglieder aus dem Stammhaus gestern „in den Jahresurlaub gefahren“ sein sollen und ihre Vertretung „zu keinerlei Auskünften berechtigt“ war, arbeitet der Vorstand der Bank weiter an einem Sanierungskonzept. Es geht um Entlassungen und Filialschließungen in großem Stil.

Auf Anfrage erklärte der Pressereferent des BfG-Vorstandes, Dr.Auge, daß zur Zeit alle bestehenden Geschäftsstellen „sorgfältig überprüft“ würden. Dabei gelte die Prämisse, daß die BfG eine flächendeckend arbeitende Bank bleiben müsse sowohl auf dem Gebiet der BRD als auch auf dem der DDR.

Auf die noch zu Wochenanfang vom Vorstandsvorsitzenden der BfG, Paul Wieandt, bestätigten Informationen des „Platow -Briefs“, wonach insgesamt bis zu 2.700 MitarbeiterInnen (!) entlassen und rund 80 Zweigstellen geschlossen werden sollen, wollte sich Auge allerdings nicht beziehen.

Konkrete Zahlen seien vom Vorstand nicht vorgetragen worden. Noch befinde man sich in der Prüfphase - „und da muß sehr sorgfältig gearbeitet werden“.

Daß sich der Vorstand der BfG jetzt so zurückhaltend äußert, dürfte mit den geharnischten Protesten des BfG -Aufsichtsratsmitgliedes Jürgen Schatta zusammenhängen, der in Personalunion auch Vorstandsmitglied der Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen (HBV) ist. Schatta hatte Vorstandschef Wieandt in einem offenen Brief vorgeworfen, den einstimmigen Beschluß des Aufsichtsrates zur geplanten neuen „geschäftspolitischen Strategie“ der Bank falsch interpretiert zu haben. Im Gegensatz zu den Darstellungen Wieandts sei dieser einstimmige Beschluß nur deshalb zustande gekommen, weil die Mehrheit der Aufsichtsratsmitglieder den beabsichtigten Entlassungen und Filialschließungen nicht zugestimmt habe. Schatta: „Ich wende mich mit aller Entschiedenheit dagegen, daß meine Zustimmung zu einer neuen geschäftspolitischen Strategie nun als Zustimmung zu Filialschließungen und Entlassungen mißbraucht wird.“

Daß es bei der BfG zu Entlassungen kommen wird, schließt allerdings auch der Vorstand der Gewerkschaft HBV nicht aus.

Schattas Vorstandskollege Hans Georg Stritter wandte sich zwar gegen eine „Rotstiftplolitik“, doch „Personalanpassungen“ bei der BfG seien unumgänglich. Diese „Personalanpassungen“ müßten in „engen Grenzen“ gehalten und sozialverträglich geregelt werden.

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