DDR: Kein Hinweis auf C-Waffen

■ Bundeswehr-Experten inspizierten NVA-Objekte und fanden keine Anhaltspunkte für Stationierung

Berlin (dpa/taz) - Am Ende einer Dienstreise von zwölf Bundeswehrexperten scheinen die Vorwürfe, daß die Nationale Volksarmee (NVA) in der DDR Giftgas stationiert hat, nicht haltbar. Die Bundeswehrdelegation, die Ende letzter Woche zwei Einrichtungen der NVA und eine zivile Sprengstoff -Fabrik besichtigte, konnte keine Hinweise auf die Lagerung chemischer Kampfstoffe finden. Die Chemie-Proben, die das Team bei seiner Rückkehr am Freitag abend mitgebracht hat, werden jetzt in wehrwissenschaftlichen Dienststellen in der Bundesrepublik untersucht. Fregattenkapitän Stefan Lang vom Bundesverteidigungsministerium erklärte am Samstag, die Bundeswehroffiziere hätten bei ihrer Besichtigung keine Hinweise auf die Stationierung gefunden. Mit Verweis auf jahrealte Geheimdienstinformationen war in den letzten Wochen wiederholt der Vorwurf erhoben worden, in der DDR seien bis zu 30.000 Tonnen chemischer Waffen der sowjetischen Streitkräfte stationiert. Die 'Berliner Morgenpost‘ wollte erfahren haben, daß etwa die Hälfte der neun Lager, in denen C-Waffen vermutet wurden, unter Kontrolle der NVA stehen. Darüber hinaus sollten in der DDR zumindest „zeitweise“ chemische Waffen produziert worden sein.

Die Offiziere der Bundeswehr hatten Militäreinrichtungen in Storkow in der Nähe von Berlin sowie in Brettin bei Brandenburg inspiziert und eine zivile Produktionsstätte für Sprengstoffmittel bei Oranienbaum besucht. Lang erläuterte, dem Expertenteam sei uneingeschränkt Zutritt zu allen gewünschten Bereichen und Gebäuden gewährt worden. Alle Fragen seien mit großer Offenheit beantwortet worden. Auch wurde der Abordnung aus Bonn Informationsmaterial zur Verfügung gestellt. Die Bundeswehrsoldaten hatten eigene Analyse- und Prüfgeräte in die DDR mitgebracht, um vor Ort die Proben nehmen zu können. Sowjetische Lager standen aber nicht auf dem Inspektionsprogramm. Gegenüber der Delegation war von der NVA eingeräumt worden, daß sie über geringe Mengen von C-Waffen zu Ausbildungszwecken in der ABC-Abwehr verfüge. Die Rückzugslinie derer, die die C-Waffenlagerung behauptet hatten, gab Ende letzter die 'Morgenpost‘ bekannt: Zu befürchten sei, daß die chemischen Kampfstoffe still und heimlich abgezogen wurden, nachdem Berichte darüber veröffentlicht wurden.

wg