: Bespitzelungssystem war perfekt
■ 1.000 Mitarbeiter der Potsdamer Bezirksverwaltung wurden nach ihrer Stasivergangenheit befragt
Potsdam (dpa) - Ein „perfektes System der Bespitzelung“ durch das Ministerium für Staatssicherheit hat es auch in der Potsdamer Bezirksverwaltung gegeben. Dies ist das Ergebnis einer Befragung der 1.000 Mitarbeiter der Bezirksverwaltung nach ihrer möglichen Stasivergangenheit.
Wie der zuständige Regierungsbevollmächtigte, Jochen Wolf (SPD), am Montag vor der Presse erläuterte, haben 25 Personen eine Erklärung, „zu keiner Zeit hauptamtlicher oder inoffizieller Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit (MFS) gewesen zu sein“, nicht unterschrieben. Mit den Mitarbeitern seien daraufhin persönliche Gespräche geführt worden.
Dabei habe sich herausgestellt, daß es in der Behörde eine „ausgeklügelte“ Überwachungsebene durch sogenannte „Inspektoren“ gegeben habe. 13 Personen, darunter ein Major des MFS, waren gleichzeitig auch dem jeweiligen Fachministerium unterstellt gewesen. Ihre einzige Aufgabe war, so Jochen Wolf, regierungs- und gesinnungsfeindliches Verhalten in der Verwaltung aufzuspüren.
Die Befragung der Mitarbeiter habe keine juristische, sondern ausschließlich „moralische Dimension“ gehabt, „sich der Vergangenheit bewußt zu werden“, meinte Wolf. Er räumte ein, daß er mehr Selbstbekenntnisse erwartet habe und schloß nicht aus, daß es noch eine unbekannte Dunkelziffer von ehemaligen MFS-Mitarbeitern in der Behörde gäbe.
Wolf forderte in diesem Zusammenhang, die Stasiakten nicht zu vernichten und noch einmal gezielt auf mögliche subversive Tätigkeit zu durchforsten. Bereits jetzt wurden aufgrund der Untersuchungsergebnisse 13 Kündigungen ausgesprochen, weitere zwei stehen, so Wolf, noch aus.
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