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Frauen in Wohnungsnot

■ Wohin auf der Flucht vor dem Ehemann

„Wir gehen uns schon selbst auf den Nerv“, erzählt eine Frau aus dem Schwaneweder Frauenhaus. „Die Kinder wollen spielen, die Frauen wollen auch mal Ruhe haben - und das alles in einem Raum. Die Frauen gehen bereits wieder zurück zu ihren Männern, weil sie es hier nicht aushalten.“ Im Schwaneweder Frauenhaus ist es zu eng. Denn die Frauen, die sich entschieden haben, ihre Männer zu verlassen, keine eigene Wohnung finden können.

Manche Frauen ringen jahrelang, bis sie aus dem häuslichen Terror den Absprung in das Frauenhaus finden. Oft kommen und gehen sie mehrere Male, weil sie den Versprechungen des gewalttätigen Ehemannes erliegen, sich zu „bessern“. Oder weil sie Angst haben vor dem Leben alleine mit Kindern und vor der Abhängigkeit vom Sozialamt. Wenn sie auf Wohnungssuche gehen, haben sie

ihre Entscheidung dagegen getroffen. Und die wird zunichte gemacht, weil keine Wohnung zu finden ist.

„Das letzte Mal hat im Januar eine Frau eine Wohnung gefunden. Einige Frauen sind über ein Jahr hier“, so Sozialpädagogin Marianne Siegel. Es sei schon vorgekommen, daß in dem Einfamilienhaus mit vier Zimmern und zwanzig Betten 28 Personen untergebracht waren. „Wenn die Vermieter Sozialamt und Kinder hören, wollen sie von den Mieterinnen schon nichts mehr wissen. Dabei ist keine Miete sicherer, als die vom Sozialamt“, erklärt Marianne Siegel. Die Frauen fühlen sich von den Behörden völlig alleingelassen. Deshalb findet die Pädagogin es „toll, daß die Frauen die Hausbesetzung ganz allein in Angriff genommen haben und an die Öffentlichkeit gegangen sind“. bea

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