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Hussein läßt die Muskeln spielen

■ Unmittelbar vor der heute in Genf tagenden OPEC-Konferenz verlegt Bagdad 30.000 Elitesoldaten ins Grenzgebiet zu Kuwait / Als Einschüchterungsversuch zur Senkung der Ölförderquote gewertet

Washington/Kuwait (wps/taz) - Im jüngsten Ölkonflikt zwischen dem Irak und Kuwait läßt Bagdad massiv die Muskeln spielen. Wie die 'Washington Post‘ am Dienstag berichtete, wurden 30.000 Elitesoldaten in das Grenzgebiet zu Kuwait entsandt. Nach Berichten von Augenzeugen schafften die Iraker dabei auch schweres Gerät wie Panzer und Boden-Boden -Raketen in die Grenzregion. Nach Ansicht politischer Beobachter ging es der irakischen Führung bei den Truppenbewegungen offenbar darum, das kleine Nachbarland vor der heute in Genf tagenden Konferenz der „Organisation Erdölexportierender Länder“ (OPEC) einzuschüchtern und so eine Senkung der kuwaitischen Ölförderquoten zu erreichen.

Schon seit längerem wirft Bagdad Kuwait vor, ständig die vereinbarten Förderquoten zu überschreiten und dadurch den Ölpreis zu ruinieren. Der irakische Präsident Saddam Hussein, der Kuwait erst kürzlich des Diebstahls von irakischem Öl bezichtigte und den kuwaitischen Regenten als „US-Agenten“ bezeichnete, machte dazu eine einfache Rechnung auf: „Wenn der Barrelpreis“ - ein Barrel entspricht 159 Litern - „nur um einen Dollar fällt, bedeutet das einen jährlichen Verlust von gut einer Milliarde US-Dollar für unser Land.“

Nach Angaben der Zeitung entsandte Kuwait am Montag ebenfalls Truppen an die Grenze. Die Armee, deren gesamte Truppstärke sich allerdings nur auf 20.000 Mann beläuft, wurde in volle Alarmbereitschaft versetzt. Auch die US -Regierung hat daraufhin ihre im Persischen Golf stationierten Kriegsschiffe in Alarmbereitschaft versetzt. Die irakische Regierungs-Zeitung 'Al-Dschumhuriya‘ wirft nun Kuwait vor, mit den USA einer „ausländischen Intervention“ den Weg zu bereiten.

Wie die 'Washington Post‘ weiter berichtete, wurden die Truppenbewegungen am Wochenende von einer Gruppe Militärattaches entdeckt, die die Erlaubnis erhalten hatten, von Kuwait aus in den Irak einzureisen. Diese hätten mehrere tausend Militärfahrzeuge auf dem Weg nach Süden gezählt. Die Tatsache, daß die Militärattaches überhaupt in der Region reisen durften, wurde von dem amerikanischen Blatt als Hinweis darauf gedeutet, daß die Iraker Kuwait vor dem Beginn der OPEC-Konferenz nur einschüchtern wollten. Auch konnten die ausländischen Militärs keinerlei Nachschubverbindungen ausmachen. Dies deuteten sie als zusätzliches Indiz dafür, daß es dem Irak, der - vor allem bei den Golfstaaten - mit mindestens 45 Milliarden Dollar in der Kreide steht, um eine Demonstration von militärischer Stärke geht.

Am Dienstag hat der ägyptische Staatspräsident Husni Mubarak seine Vermittlungsversuche im Ölkonflikt intensiviert. In Bagdad, wohin er sich eigens begeben hatte, nahm er dazu Gespräche mit Saddam Hussein auf. Die ägyptische Nachrichtenagentur 'mena‘ meldete, Mubarak wolle anschließend auch Kuwait und Saudi-Arabien besuchen. Schon gestern hatten Mubarak und König Hussein von Jordanien im ägyptischen Alexandria mit dem irakischen Außenminister Tarek Asis Vermittlungsgespräche geführt. Dabei äußerten sich beide Seiten zuversichtlich über eine Lösung des Konflikts.

wasa

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