piwik no script img

Brigade besoffen: Trinkwasser vergiftet

Moskau (dpa) - „Eine total betrunkene Arbeiterbrigade“ hat nach sowjetischen Zeitungsberichten vom Mittwoch eine Umweltkatastrophe verursacht, die die Trinkwasserversorgung von rund elf Millionen Menschen in der russisch-ukrainischen Grenzregion gefährdet. Bei Rangierarbeiten auf dem Gelände einer Glasfabrik nahe der südwestrussischen Stadt Brjansk seien leere Güterwaggons auf ein falsches Gleis geleitet worden und gegen zwei Behälter mit Chemikalien geprallt. Dabei seien rund 40 Tonnen Formaldehyd, Phenol und andere Chemikalien ausgetreten und hätten sich größtenteils in einen Nebenfluß der Desna ergossen.

„Die ganze russisch-ukrainische Grenzregion mit etwa elf Millionen Einwohnern ist auf die Desna als Trinkwasserquelle angewiesen“, berichtete die Zeitung 'Rabotschaja Tribuna‘. Laut 'Tass‘ mußte das Trinkwasser in der 500.000-Einwohner -Stadt Brjansk bereits rationiert werden. Alle Wasserentnahmestellen an der Desna seien geschlossen, die Bevölkerung werde „für mindestens eine Woche“ aus städtischen Brunnen versorgt. Die ukrainische Hauptstadt Kiew und weitere Orte in der Region seien jedoch auf das Flußwasser angewiesen. Die 2,5 Millionen-Metropole bezieht ihr Trinkwasser aus der Desna, seitdem als Folge des Reaktorunglücks von Tschernobyl der Fluß Dnjepr und andere Gewässer radioaktiv verseucht wurden.

Nach 'Tass'-Angaben erreichte die Formaldehydkonzentration zwei Stunden nach dem Unglück in der Desna bei Brjansk das 400fache des in der UdSSR erlaubten Höchstwertes. Phenol habe den Grenzwert sogar um das 2.200fache überschritten. „Am Donnerstag oder Freitag erreichen die Chemikalien die Wasserentnahmestellen für Kiew“, berichtete die Agentur.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen