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Bremerhaven: Die Roma-Abschiebung beginnt

■ Bremer Zentralstelle ruft zum Widerstand auf

Die Gerichte hatten Asylanträge abgelehnt, die Bürgerschaft hatte eine Petition nicht angenommen, die Bremerhavener Stadtverordnetenversammlung hatte auf Bremen, und Bremen hatte auf Bonn verwiesen. Schließlich war es Innensenator Peter Sakuth, der die sofortige Abschiebung der Bremerhavener Familien vom Volk der Roma anordnete. Im Juli 1987 waren sie vor Armut und Verfolgung aus Jugoslawien geflohen, am Mittwoch wurde der erste von ihnen zwangsweise per Flugzeug wieder zurückverfrachtet.

Eigentlich wollte Ekrem Imer am Mittwoch morgen im Bremerhavener Ausländeramt nur seinen Duldungs-Stempel erneuern lassen. Doch der Behördengang endete um 17:30 Uhr in Zagreb. Die Ausländerpolizei hatte Imer direkt auf den Bremer Flugplatz gebracht. Proteste der Hamburger „Roma und Cinti Union“, der Bremerhavener Jusos und der

Grünen kamen zu spät.

Damit nach Ekrem Imer jetzt nicht auch noch knapp 40 weitere Roma, deren Asylverfahren rechtskräftig beendet sind, aus Bremerhaven abgeschoben werden, plant die „Roma und Cinti Union“ Aktionen zum Schutz der Flüchtlinge. Sie werden heute auf einer Pressekonferenz bekanntgegeben, für die die Bremer „Zentralstelle für die Integration zugewanderter BürgerInnen“ ihre Räume zur Verfügung stellt.

„Wir bleiben dabei, daß Bremen den 150 heimatlosen Bremerhavener Roma mit einer Stichtagsregelung ein Bleiberecht einräumen kann“, erklärte die Leiterin der Zentralstelle, Dagmar Lill, gestern, „es gibt jedenfalls kein Gesetz, das uns verpflichtet, jetzt abzuschieben.“ Lill will sich jetzt auch um die Unterstützung der Kirchen und des DGB gegen den Plan des Innensenators bemühen.

Ase

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