: Fujimoris Glanz ist schon verblaßt
■ Heute tritt der einstige Hoffnungsträger Perus sein Amt an / Enger Spielraum für den Neuen
Lima (dpa/ap/taz) - Unmittelbar vor dem Amtsantritt des neuen peruanischen Präsidenten Fujimori am heutigen Samstag hat die Guerilla ihre Angriffe verschärft. Kommandos des „Leuchtenden Pfades“ schleuderten in Lima Brandbomben gegen Büros von Fujimoris Bürgerbewegung „Wende 90“. Zuvor waren Warenhäuser in der Hauptstadt eingeäschert worden, in der seit April der Ausnahmezustand gilt. In einer „revolutionären Botschaft“ kündigte die linksnationale „Revolutionsbewegung Tupac Amaru“ ebenfalls einen verstärkten Kampf an.
Fujimori, ein parteiloser Agraringenieur japanischer Abstammung, ist aus Sicherheitsgründen mit seiner Familie in den schwerbewachten Offiziersklub in Lima gezogen. Die Regierung des scheidenden Präsidenten Alan Garcia hat rund 60.000 Soldaten und Polizisten in Lima konzentriert, um die Sicherheit beim Amtswechsel zu garantieren.
Fujimoris Kabinett gehört kein einziges Mitglied seiner eigenen Gruppierung „Wende 90“ an, die im Parlament ohnehin keine Mehrheit hat. Getreu seiner Ankündigung, mit parteiunabhängigen Fachleuten regieren zu wollen, hat der gewählte Staatschef Gespräche mit Parteien vermieden. Ministerpräsident und Wirtschaftsminister wird Hurtado Miller, früher in der konservativen Regierung Belaunde. Er mußte dazu aus der Volksaktion (AP) austreten. Verteidigungs -, Innen- und Fischereiministerium werden erstmals mit Militärs besetzt.
Wirtschaftlich tritt die Fujimori-Regierung ein schweres Erbe an. Die jährliche Inflationsrate beträgt 3.000 Prozent, vier von fünf Menschen haben keine feste Arbeit, die Zentralbank verfügt kaum noch über Devisen. Brot ist rationiert, den Tankstellen geht der Sprit aus. Die schlimmste Dürre dieses Jahrhunderts hat Ernten vernichtet und gefährdet die Wasserversorgung Limas. Die Wasserkraftwerke arbeiten nur noch mit der Hälfte ihrer Kapazität.
Seit seinem Gesprächen mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) im Juni ist Fujimori etappenweise auf ein neoliberales Wirtschaftsprogramm eingeschwenkt (siehe taz vom 25. Juli). Dies war vom IWF zur Bedingung gemacht worden, im Oktober einen Kredit von 1,8 Milliarden US-Dollar zu bewilligen. In Peru stieß dies auf heftigen Widerstand, da Fujimori im Wahlkampf ein IWF-„Schockprogramm“ abgelehnt hatte.
Die wochenlangen Spekulationen um den neuen Kurs haben nun dazu geführt, daß er in seinen eigenen Reihen Unterstützung verliert. Vier enge Berater, die mittels direkter Steuern auf das Einkommen der reichen Oberschicht das Haushaltsdefizit abbauen wollten, traten zurück.
D.J.
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