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Giftgas spaltet Südpazifikforum

■ Anrainer fürchten die Chemiewaffen aus der Pfalz - Zeitplan für Abzug nicht einzuhalten

Port Vila (afp/dap/taz) - Die US-Pläne, das aus der BRD abgezogene Giftgas auf der Pazifikinsel Johnston Island südlich von Hawaii zu verbrennen, werden nach Ansicht des neuseeländischen Premierministers Palmer bei der bevorstehenden Konferenz des Südpazifikforums zu tiefgehenden Meinungsverschiedenheiten unter den südpazifischen Staaten führen. Der australische Premierminister Hawke lehnte bereits eine Vermittlerrolle ab, kündigte aber an, er werde dem Südpazifikforum Informationen über die Verbrennungsanlage auf Johnston Island verschaffen, die diesem bislang nur schwer zugänglich gewesen seien. Sein neuseeländischer Amtskollege bedauerte, daß die USA mit dem Transport des Giftgases in Richtung des Johnston-Atolls begonnen haben. Eine bessere vorherige Abstimmung mit den Südpazifikstaaten wäre wünschenswert gewesen, sagte Palmer.

Daß der Zeitplan für den Abtransport der amerikanischen Chemiewaffen aus der Bundesrepublik nicht eingehalten werden kann, wird immer deutlicher. Wie die taz berichtete, sind bislang nicht einmal die Spezialschiffe dafür fertiggestellt. Auch der Transportplan ist offenbar nicht zu halten, schreibt nun der 'Spiegel‘. Danach sollten am 18. September ursprünglich alle Giftcontainer Nordenham mit dem Schiff verlassen haben, zu diesem Zeitpunkt würden jedoch noch nicht einmal alle Kampfstoffe von Miesau aus dort eingetroffen sein. Der Eisenbahntransport beginne am 12. September. Dann führen die Giftgaszüge sieben Nächte von der Pfalz nach Nordenham. Für den Bahntransport stehen drei verschiedene Routen zur Verfügung. Die „rote Route“ führe über Darmstadt, Aschaffenburg, Gießen, Kassel und Bremen an die Nordsee. Die „blaue Route“ gehe über Mainz, Wiesbaden, Koblenz, Duisburg, Münster, Osnabrück und Hude nach Nordenham. Die „Alternativroute Grün“ werde nur im Notfall benutzt. Sie führe über das Saarland, Trier und die Eifel nach Köln, von da an werde die „blaue Route“ benutzt. Je zwei Giftgaszügen werde ein Begleitzug mit Soldaten der Bundeswehr und der US-Armee, Polizei, Sanitätern und Berufsfeuerwehr hinterherfahren. Zwischen den drei Zügen bestehe jeweils ein Abstand von etwa sechs Minuten.

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