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Ratlose Wut und Trauer

■ Wieder Grabschändung eines jüdischen Friedhofes in Baden-Württemberg / Wie neue Untaten verhindern?

Stuttgart (taz) - Grabsteine, Platten und die Aussegnungshalle des jüdischen Friedhofes in Bad Cannstadt wurden in der Nacht zum Sonntag mit Hakenkreuzen und antisemitischen Schmähparolen besudelt und beschädigt - mit Schriftzügen in der Sprache derjenigen, die Millionen von Juden in die Gaskammern schickten. Auf der Suche nach den Tätern tappt die Polizei noch im Dunkeln; sie werden in rechtsradikalen Kreisen vermutet.

Wie schon bei den Verwüstungen des jüdischen Gräberfelds in Tübingen vor zwei Wochen wurde die Aktion mit „Loge 750“ unterzeichnet. Eine Gruppe dieses Namens ist laut Polizei bislang nicht in Erscheinung getreten. „6 Millionen Lügen Freimaurer lasst die Juden auffliegen“, sprühten die Täter neben den Eingang der Einsegnungshalle. Der Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, Heinz Galinski, hat die Schändungen scharf verurteilt und einen besseren Schutz für jüdische Friedhöfe gefordert. Nun sollen vermehrt Polizeistreifen zum Schutz jüdischer Friedhöfe eingesetzt werden. Wie aber weitere Schandtaten wirksam verhindert werden können, darüber herrscht allgemeine Ratlosigkeit. Während die einen schonungslosere und umfassendere Wissensvermittlung über die Nazi-Greueltaten fordern, verlangen andere, sich endlich von dem liebgewordenen Gedanken einer mangelnden Aufklärung zu verabschieden.

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