: DDR-Politiker: Rüstungsprojekte der NVA mit Bonn abgesprochen
Berlin (dpa) - Für die Stornierung bestellter Rüstungsgüter kommen nach offiziellen Angaben auf die Nationale Volksarmee (NVA) der DDR im laufenden Haushaltsjahr möglicherweise Kosten von etwa 700 Millionen Mark zu. Die Höhe der Summe sei unter anderem davon abhängig, wie viele Raketenschiffe der Peene-Werft auf Wolgast abgenommen werden, sagte Staatssekretär Werner Ablaß vom Ministerium für Abrüstung und Verteidigung. Die NVA hatte 1980 den Bau von zehn Raketenschiffen in Auftrag gegeben, von denen das erste an diesem Dienstag in Dienst gestellt wurde.
Staatssekretär Ablaß wies darauf hin, daß eine Stornierung der Verträge mit der Peene-Werft nach Auslieferung der ersten zwei Raketenschiffe 240 Millionen Mark Schadenersatz kosten würde. Für eine Fertigstellung aller zehn Schiffe müßten rund 340 Millionen Mark aufgewendet werden. Der DDR -Verteidigungshaushalt sei zweimal mit Vertretern des Bonner Finanzministeriums beraten worden.
Im ersten Halbjahr 1990 seien Beschaffungen im Wert von 4,1 Milliarden DDR-Mark storniert worden, darunter Bestellungen für 2,8 Milliarden Mark aus der Sowjetunion. In dem Verteidigungsetat sind für 1990 noch 938 Millionen für Beschaffung und Instandsetzung veranschlagt. 43,5 Millionen Mark will Eppelmann für die „Panzerverstärkung T72“ verwenden. Diese 350 Kampfpanzer sowjetischen Ursprungs sollen Nebelwurfanlagen und eine Zusatzpanzerung erhalten.
Im Etatentwurf sind 18,4 Millionen Mark für einen sowjetischen Kampfhubschrauber MI-24 vorgesehen, 24 Millionen für Panzerlenkraketen des Typs PA9M113 Konkurs und 4.500 neue Maschinenpistolen des Typs AK74. Für 9,9 Millionen soll Munition dafür - 50 Millionen Schuß - gleich mitbestellt worden sein. Das Rüstungsprogramm war bereits bei der Beratung in der Volkskammer auf heftige Kritik der Abgeordneten gestoßen. Das Parlament kürzte den Verteidigungsetat für das zweite Halbjahr 1990 pauschal um 15 Prozent oder 670 Millionen Mark. Es bleiben rund 3,8 Milliarden Mark.
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