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Heute: Polit-Karikatur

„Die Genossen im Osten“, neidete ein Polit-Zeichner beim Jahresfest von Italiens bissigstem, wöchentlich der PCI -Zeitung 'l'Unita‘ beigelegtem Satiremagazin 'Cuore‘, „haben's leicht: Sie können sich noch immer an den Abgetretenen reiben - und zugleich an den Gehversuchen der Neuen.“ Im Westen „bleibt immer alles beim alten. Selbst die böseste, blasphemischste Karikatur löst nichts mehr aus“.

Vielleicht doch: Just während der Pessimist sprach, lief in der Redaktion in Rom eine Verleumdungsanzeige ein. Ausgerechnet ein Genosse der PCI („Partito Communista Italiano“) hatte sich aufgeregt, weil 'Cuore‘ ihn, den Parteichef Siziliens, als Teil des „geschmiert laufenden“ Polit-Apparats zeigte.

Italien: Das Land der weltweit schrankenlosesten Satirefreiheit, in dessen Karikaturen sich tagtäglich nackte Minister, fötusmordende Bischöfe, klauende Päpste und kannibalische Industrielle tummeln, wo nahezu jeder innen und außenpolitische Vorgang auf die spitze Feder genommen wird, nationale Heroen sich ebenso wie internationale Leitfiguren erbarmungslos durch den Kakao gezogen wiederfinden.

Doch Gewitter ziehen auf: 'Cuore'-Vorgänger 'Tango‘ wurde liquidiert, nachdem er den damaligen Parteichef Alessandro Natta nach der Flöte von DC- und PSI-Führern tanzend dargestellt hatte; 'La Repubblica‘ feuerte kürzlich einen Karikaturisten wegen despektierlicher Anspielungen auf einige Größen des Show- und Polit-Geschäfts.

EUROTAZ nimmt sich, unter Opferung auch der Kommentarspalte, der Polit-Karikatur als einem Zeichen politischer Kultur in einigen östlichen und westlichen Ländern an.

taz

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