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Krieg als Ölpreispolitik

Schon lange lebt das wohlhabende Scheichtum Kuwait am Persischen Golf im Schatten des großen Nachbarn Irak. Immer wieder ließen die Herrschenden in Bagdad wissen, das kleine Land im Süden sei ein Teil Iraks, und in jüngster Zeit wartete Machthaber Saddam Hussein mit ganz handfesten Vorwürfen und Forderungen auf. Beide Staaten zusammen steuern ein Fünftel der gesamten Produktion der Organisation Erdölexportierender Länder (OPEC) bei. Irak hat in diesem Kartell von 13 Staaten eine tägliche Förderquote von 3,14 Millionen Barrel. Das entspricht dem Anteil Irans und wird nur von der saudi-arabischen Quote (5,1 Millionen) übertroffen. Die kuwaitische Quote liegt bei 1,5 Millionen. Die Öleinnahmen Kuwaits beliefen sich 1983 auf 30 Milliarden Dollar, gingen seither aber als Folge der fallenden Ölpreise und der Produktionsdrosselung zurück. Die Ölreserven des Landes werden auf 89,7 Millarden Barrel geschätzt.

Für die Bundesrepublik spielen Kuwait und Irak als Öllieferanten (1989 war ihr Anteil 2,5 Prozent) nur eine Nebenrolle. Der arabische Anteil insgesamt betrug 36,3 Prozent, Libyen ist größter Einzellieferant mit 16,6 Prozent. Irak lieferte 1989 für 285,6 Millionen D-Mark in die Bundesrepublik, darunter Öl für 216 Millionen (75,6 Prozent). Die Lieferungen Kuwaits hatten einen Wert von 297,9 Millionen D-Mark, darunter Öl für 150,1 Millionen (50,4 Prozent).

An den internationalen Rohölmärkten hat der Blitzkrieg zu einem deutlichen Anstieg des Ölpreises geführt. In London eröffnete der Markt für die Nordsee-Ölsorte Brent mit einem Preis von 22,50 Dollar je Barrel (159 Liter) für den September-Kontrakt. Der Schlußpreis vom Mittwoch hatte noch bei 20,45 Dollar gelegen. Ein Ölhändler sagte, es habe den Anschein, daß der Irak jetzt mit militärischen Mitteln den Rohölpreis von 25 Dollar pro Barrel erreichen wollte, den es am Konferenztisch vor einer Woche nicht durchsetzen konnte. Falls auch Saudi-Arabien in den Konflikt verwickelt werde, würden die Folgen im Westen „enorm“ spürbar sein.

dpa

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