taz auf Raum-Patrouille

■ Leerstehende oder verfallende Häuser, taz-serienmäßig ge- und besucht

Wo es in Bremen überall keinen Wohnraum gibt, weiß längst jede(r): Bei der Gewoba nicht mehr, bei Maklern nicht mehr, in den Anzeigenspalten der Zeitungen nicht mehr. Die taz will wissen, wo Häuser verfallen, die auch bewohnt werden könnten. Informiert von NachbarInnen und Spaziergängern stellt die taz ab sofort in einer kleinen Serie leerstehende Häuser vor.

Die Busestraße hat zum Beispiel gleich drei solcher

Häuser: eingeschossig und im Vergleich zu den umstehenden Wohnhäusern auffallend klein, stehen sie wie Relikte einer anderen Zeit inmitten der Familien-Domizile neuzeitlich -uniformer Baustile. „Jetzt wär‘ noch Zeit für eine Besetzung“, meint ein Jugendlicher aus der Nachbarschaft. Solange er zurückdenken kann, habe in dem Haus Nr. 28 niemand gewohnt. Das Gartentürchen hängt schief in den Angeln, vom Grauschleier zermürbte Spanngardinen schützen das Innenleben vor neugierigen Blicken. Der Prospektverteiler des Quartiers hat diese Adresse offensichtlich

längst aufgegeben: Einst vom Regen aufgeweichte Wurfzettel stecken, mittlerweile zu einem unleserlichen Block zusammengebacken, in der Tür zum Grundstück. Nebenan, im spiegelgleichen Haus mit ausgebautem Dachgeschoß gibt ein bekritzeltes Papier Aufschluß: „Die Schneiderei ist ab dem 22.6. im Krummen Arm 3“, heißt es da. „Die griechische Familie ist mit ihrer Schneider-Werkstatt ausgezogen“, wissen die Nachbarn. Jetzt sollen die Häuser abgerissen werden.

Im dritten Haus dieser bisher still vor sich hin gammelnden Zerfallszeile sind unterdessen Handwerker eingerückt: Die ehemalige Fleischerei Breitfeld ist zu einer Art Versandservice für schlesische Wurstwaren geworden. „Da drüber hat früher ein Geizhals gewohnt“, erzählt eine Nachbarin. Dem habe fast die ganze Straße gehört. Er habe sich jedoch richtig verschanzt in den kleinen Zimmerchen. Und irgendwann hätten sie dann halt leergestanden.

Nicht ganz leer steht das

Haus in der Hermann-Böse Straße 11 A. Auf dem Türschild steht der Beruf des Eigentümers: Versteigerungen. Sein eigenes Haus aber, so der Besitzer möchte er nicht versteigern. Der Friseur nebenan weiß genaueres: Angeblich haust der Mann wie ein Krösus in einem Reich von 28 Zimmern. Von außen macht das Haus einen eher herrenlosen Eindruck: Mit Souterrain, zwei Vollge

schossen und einem ausgebauten Dachgeschoß mit großem Giebel zur Straßenseite und Eckturm sieht es völlig verwahrlost aus. Seit Jahren wurden keine Reparaturen vorgenommen: Risse im Mauerwerk eines Balkons, Dachpfannen fehlen, Schieferplatten der Dacheindeckung sind heruntergerutscht, der Vorgarten ist verwildert. Wie ein Dornröschen-Schloß.

ra/heuz