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Reit-WM in Stockholm

Daß sich die Umgangsform der Zukunft zwischen Reiter und Roß - das „gute Gespräch“, der friedvolle Dialog, das beherzte Ansprechen und Ausdiskutieren von Beziehungsproblemen bereits überall durchgesetzt hat, wagen wir zu bezweifeln. Wir wissen schlichterdings nicht, was Otto Becker, Karsten Huck, Ludger Beerbaum und Rene Tebbel in Stockholm mit ihren Reittieren Pamina, Nepomuk, Gazelle und Urchin angestellt haben, um sie auf dem Parcours von Stockholm vor 15.000 Zuschauern zu silbermedaillenreifen Sprüngen zu animieren und wir wollen es auch gar nicht wissen, schließlich ist gleich Essenszeit.

Tatsache ist, daß nur die Pferdeschaft der Franzosen (Quito de Baussy, Morgat, Norton de Rhys, Jappeloup) noch höher hüpfte als die bundesdeutsche, während Titelverteidiger USA hinter Großbritannien (Grand Slam, Mon Santa, Lannegan, Milton) auf dem vierten Rang landete.

„Was bin ich zufrieden nach dem großen Druck, der auf uns gelastet hat“, sagte Schockemöhle-Verkaufsreiter Otto Becker, der im Gegensatz zu seinem Kollegen Franke Sloothaak nicht auf den WM-Start verzichtet hatte, nachdem er tierquälerischer Praktiken bezichtigt worden war. Nun darf er, ebenso wie der 21jährige Rene Tebbel, sogar beim heutigen dritten Wertungsspringen mitwirken und hat Aussichten, in der Einzelprüfung nicht gerade einen Barren, aber immerhin eine Medaille aus Gold zu gewinnen.

Sorgen um seine Zukunft macht sich Becker trotz der angekündigten Auflösung des Schockemöhle-Stalles nicht: „Schließlich habe ich Winzer gelernt.“ Lieber wäre es ihm allerdings, wenn ein Sponsor die Stute Pamina kaufen würde: „Damit ich sie weiter fördern kann.“

Matti

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