: Mit dem guten Willen völlig am Ende
■ Die Goodwill Games in Seattle endeten mit Eishockey-Thriller und neuerlichem Box-Skandal
Berlin (taz) - Bei allem guten Willen, gewinnen wollten sie gegen die Sowjetunion doch zu gern, die Eishockeyspieler der USA. Und fast wäre es ihnen im Tacoma Dome von Tri Cities tatsächlich gelungen den historischen Sieg von 1980, als sie bei den Olympischen Spielen in Lake Placid gleichzeitig Rache für Afghanistan, Fidel Castro, den Sputnik und Little Big Horn nahmen, zu wiederholen. Wuchtig klangen schon die Siegeshymnen der freudetrunkenen Fans durch die Halle, da schnappte sich Waleri Kamenski kaltblütig den Puck und ließ ihn 21 Sekunden vor der Schlußsirene im amerikanischen Netz zappeln. 3:3 hieß es damit, es ging in die Verlängerung, aber der „sudden death“ blieb aus. Zehn Minuten lang fiel kein Tor, ein Penalty -Schießen mußte entscheiden. Dabei hatte die UdSSR die weitaus besseren Nerven. Während die US-Boys viermal an Torwart Artur Irbe scheiterten, trafen Semak und Christitsch zum 2:0 für die Sowjets.
Gute Nerven brauchten auch die Teilnehmer des Boxturnieres, das wie üblich von Skandalen nur so wimmelte. Die USA, die sich schon 1984 in Los Angeles als die größten Betrüger der olympischen Boxgeschichte profilierten, hatten die Einführung der Punktmaschine kategorisch abgelehnt, wohl, um besser mauscheln zu können. Die Folge waren jede Menge Fehlurteile.
Gipfel der Dreistigkeit war jedoch die Nominierung der drei Punktrichter Canavan (Irland), Camarena (Mexiko) und Whalley (Kanada) für den Finalkampf im Halbmittelgewicht zwischen Torsten Schmitz aus Schwerin und Israel Akopkochjan (UdSSR). Wegen ihrer skandalösen Wertungen in der Vorrunde hatten Weltboxverbandspräsident Chowdhry (Pakistan) und Generalsekretär Wehr (DDR) bereits eine zweijährige Sperre für die drei Punktezähler angekündigt. An Schmitz durften sie sich zum Abschied noch einmal rächen. Alle drei stimmten gegen den nach Meinung sämtlicher Experten deutlich überlegenen DDR-Boxer.
Medaillen wurden bei den Goodwill Games, die ihrem Veranstalter, dem Privatfernsehmagnaten Turner, ein Defizit von 26 Millionen Dollar einbrachten, natürlich auch gezählt. In der Länderwertung lag die UdSSR mit 66 Gold-, 68 Silber und 54 Bronzemedaillen vor den USA (60/53/48) und der DDR (11/8/23).
Matti
Ergebnisse, Boxen:
Halbfliegen: Griffin (USA) - Filippow (UdSSR) 5:0; Feder: de la Hoya (USA) - Robinson (USA) 4:1; Halbwelter: Zsju (UdSSR) - Banine (UdSSR) 5:0; Halbmittel: Akopkochjan (UdSSR) - Schmitz (DDR) 3:2; Halbschwer: Kurnjawka (UdSSR) - McGroom (USA) 5:0; Superschwer: Belousow (UdSSR) - Donald (USA) 3:2.
Basketball, Frauen: USA - UdSSR 82:70
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