: Panzer patrouillieren in den Straßen von Perus Hauptstadt Lima
■ Der neue Präsident Fujimori will die Polizei zugunsten des Militärs schwächen
Lima (afp/wps/taz) - Vor dem Hintergrund einer sich zuspitzenden Konfrontation mit der peruanischen Polizei hat Perus Präsident Fujimori seine Reise zum gestrigen Amtsantritt Gavirias in Kolumbien abgesagt. Statt dessen trifft er sich mit Verteidigungsminister Jorge Torres und Innenminister Adolvo Alvarado. Beide sind Generäle in der peruanischen Armee. Gestern überflogen pausenlos Hubschrauber die Hauptstadt Lima; Panzer patrouillierten in den Straßen. Die Fernseh- und Radiostationen begründeten die Militäraktivitäten mit möglichen Streikmaßnahmen der Polizei.
Die Polizei in Peru ist mit Fujimori unzufrieden, weil der neue Präsident mehr als zwei Dutzend Polizeigeneräle und etwa 70 Offiziere in den Ruhestand versetzte. Die Maßnahme traf unter anderem den Leiter der Antidrogenpolizei Juan Zarate sowie einen Großteil seiner Offiziere. Zarate stand an der Spitze des gemeinsamen mit den USA geführten Antidrogenkrieges. In Santa Lucia im Huallaga-Tal unterhält die US-Drogenbehörde DEA einen Stützpunkt, von dem aus Zarates Polizisten zusammen mit US-Beamten Kokain-Labors und Flugpisten angreifen und zerstören. Der Stützpunkt wird von US-Hubschraubern versorgt.
Während die USA den Leiter der Antidrogenpolizei in den höchsten Tönen lobte und seine Einsatzbereitschaft sowie die Fähigkeit seiner Offiziere pries, wurde er von Armeeführern in Huallaga kritisiert. Er gehe nicht offensiv genug gegen die „Sendero Luminoso„-Guerilleros vor, lauten die Vorwürfe. Die Armeeoffiziere wurden ihrerseits von amerikanischen Stellen der Korruption beschuldigt.
Perus Militär will den Drogenkrieg dem Kampf gegen die Guerilla unterordnen. Der neue Innenminister, selbst Armeegeneral, hat bereits erklärt, der Kampf gegen Sendero und Kokain solle „integriert“ werden. Die Polizei sieht in dieser Ankündigung einen erzwungenen Machtverlust. Seitdem kursieren Gerüchte über möglichen Widerstand seitens der Polizei; auch Streiks werden nicht mehr ausgeschlossen.
Die Entlassung Zarates und die Politik der Regierung, die Polizei zugunsten der Armee zu schwächen, könnte die Zusammenarbeit mit den USA stören. Die Massenentlassung von Polizeigenerälen sei „ein sehr ernster Schlag“, zitierte die 'Washington Post‘ einen Beobachter des US-Drogenkrieges.
Auch von anderer Seite droht dem jungen Präsidenten Unruhe: die wirtschaftliche Lage Perus hat sich in der ersten Augustwoche dramatisch verschlechtert. Die Preise stiegen allein in diesem Zeitraum um 200 bis 300 Prozent.
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