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NVA schafft Exerzierschritt aus preußischer Tradition ab

Berlin (dpa) - In der Nationalen Volksarmee (NVA) der DDR wird von sofort an nicht mehr im Exerzierschritt marschiert. Eine entsprechende Weisung hat der Verteidigungsminister Rainer Eppelmann (CDU) erteilt, erklärte ein Sprecher des Ministeriums am Mittwoch in Ost -Berlin.

Mit dem Stechschritt trennt sich die Volksarmee von einer Tradition des preußischen Militärs, die sie einst bedenkenlos übernommen hatte. Im Gegensatz zur Bundeswehr hatten die DDR-Streitkräfte nach ihrer Gründung verschiedene äußere Formen preußisch-deutscher Soldatentradition zum Teil fast pedantisch genau kopiert und ebenso penibel praktiziert.

In der Vergangenheit war der Exerzierschritt bei Paraden und militärischen Zeremoniellen üblich. So marschierten die Soldaten des Ostberliner Elite-Wachregiments „Friedrich Engels“ im Stechschritt zur „Gedenkstätte für die Opfer des Faschismus und des Militarismus“ an der Prachtstraße Unter den Linden. Die Ablösung der Ehrenwachen vor dem Mahnmal wurde in altem preußischen Zeremoniell mit Paradeschritt und Marschmusik vollzogen.

„Der Exerzierschritt wird unter scharfem Vorwerfen und Durchdrücken des vorzusetzenden Beines wie der Marsch 'im Gleichschritt‘ ausgeführt. Er verlangt Anspannung der Kräfte, fördert den Zusammenhalt der Truppe und damit die Manneszucht. Er wird nur auf kurze Strecken zum Prüfen des Zusammenhalts, zum Erweisen von Ehrenbezeigungen durch größere Abteilungen und bei der Parade angewandt.“ So steht's im Lexikon, im Brockhaus aus dem Jahre 1932.

Der Minister für Verteidigung und Abrüstung, Rainer Eppelmann (CDU), sagte zum Aus für den Stechschritt, die Entscheidung trage der gewachsenen Kritik in der Öffentlichkeit an dieser „Form militärischer Demonstration“ und dem sich entwickelnden neuen Selbstverständnis der NVA Rechnung.

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