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betr.: Deserteur aus der Sowjetunion

Nach einem Bericht der ZDF-Redaktion Kennzeichen D vom 8.8. 1990 beherbergt der Hamburger Liedermacher Wolf Biermann seit Ende Juni einen sowjetischen Armeedeserteur aus der DDR. Der 18jährige Soldat einer Fliegereinheit bei Ribnitz -Dammgarten war Mitte Juni desertiert und hielt sich neun Tage ohne Nahrung versteckt. Auf Irrwegen fand er Unterkunft in einer Ostberliner Künstlerfamilie, von wo aus ihn Biermann wenige Tage vor der endgültigen Maueröffnung aus der DDR schmuggelte. In Hamburg hat der 18jährige einen Asylantrag gestellt. Seine Flucht begründet er gegenüber Kennzeichen D vor allem mit brutalen Verhältnissen in der Armee. So seien Prügel an der Tagesordnung. Ältere Soldaten erpreßten unter Androhung von Gewalt Anteile am kargen Militärsold der jüngeren. Bei Auslieferung würde dem Flüchtling im gelindesten Falle eine mehrjährige Haftstrafe drohen, im Extremfall die Exekution - in jedem Falle aber Prügelstrafen mit Gesundheitsfolgen.

Foto: Holger Kulick

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