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Wurden auch Stasi-Opfer in der Nervenklinik Waldheim gequält?

Berlin/Leipzig (dpa) - In der Nervenklinik Waldheim bei Leipzig (siehe taz vom 8. August) sind nicht nur Patienten, sondern auch Personen mißhandelt worden, die von der ehemaligen DDR-Staatssicherheit „zugeführt“ worden waren.

Neben einer Isolationsfolter seien sie „quälenden, stundenlangen Verhören unterzogen“ worden, sagte die Ärztin für Psychiatrie und Neurologie, Sonja Schröter, in der in Ost-Berlin erscheinenden Zeitung 'Junge Welt‘ vom Donnerstag. Die Ärztin war Mitglied einer Expertenkommission, die die Zustände in Waldheim untersucht hat.

„Isolierung im Bunker bedeutete, tagelang nackt in eine dunkle Zelle gesperrt zu werden, ohne Waschbecken und Toilette mit teilweise eingeschränktem Essen“, sagte die Medizinerin. Auf diese Weise seien auch Patienten bestraft worden.

Zu Hirnoperationen und Sterilisationen an Patienten sagte sie, diese seien „aus therapeutischer Hilflosigkeit angeregt“ worden. Die Operationen hätten in Leipzig oder Karl-Marx-Stadt stattgefunden.

Für die Sterilisationen hätten Freiwilligkeitserklärungen vorgelegen, die aber anzuzweifeln seien.

Die Leipziger 'Andere Zeitung‘ hatte am Mittwoch berichtet, ein Mitarbeiter der Klinik habe die Namen von zehn „Verstümmelten“ aufgezählt, die neben Mißhandlungen und Isolationshaft auch Hirnoperationen und Kastrationen über sich hätten ergehen lassen müssen. Diese Informationen seien dem DDR-Gesundheitsministerium seit drei Wochen bekannt.

Das Ministerium hat bisher zu den Vorgängen in Waldheim nicht Stellung genommen. Die Untersuchungen seien noch nicht komplett. Der offizielle Abschlußbericht der Kommission könnte in der nächsten Woche vorliegen, hieß es im Ministerium.

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