300 Millionen D-Mark für eine Schalck-Nachfolgefirma

Berlin (taz) - Die Vorgängerin der DDR-Treuhandanstalt, die unter Ex-Ministerpräsident Hans Modrow eingesetzte Treuhandgesellschaft, hat einer Nachfolgefirma aus dem Imperium des früheren SED-Devisenbeschaffers Alexander Schalck-Golodkowski eine Starthilfe in Höhe von 300 Millionen D-Mark verschafft - so das ARD-Magazin „Kontraste“ am Dienstag. Bei der Firma handelt es sich um die „Berliner Handels- und Finanzierungsgesellschaft mbH“, die im Gebäude der früheren „kommerziellen Koordination“ Schalck -Golodkowskis in der Ostberliner Wallstraße residiert. Weder die heutige Treuhandanstalt noch das DDR -Wirtschaftsministerium wissen, wie es zu dieser Unterstützung kommen konnte. Auch auf die sonst erforderliche Vorlage einer Eröffnungsbilanz als Voraussetzung für eine Finanzspritze hatte man verzichtet.

Diese Großzügigkeit verwundert um so mehr, als Tätigkeit und Aufgabe des Unternehmens im Unklaren liegen. Da ist lediglich von Finanzierung und Geschäftsführung bei Import und Exportgeschäften sowie von Kapitalbeteiligungen im In und Ausland die Rede. Sprecher von Treuhandanstalt und Wirtschaftsministerium kündigten jetzt an, die Rechtmäßigkeit dieses Transfers schnellstmöglich zu überprüfen - am Ende dieses Verfahrens könnte die Beschlagnahme der 300 Millionen D-Mark stehen.

Währenddessen erholt sich der von der DDR per Haftbefehl gesuchte Schalck-Golodkowski nach wie vor ungestört am Tegernsee im bayerischen Rottach-Egern. Die BRD will ihn nicht ausliefern, und auch die DDR-Generalstaatsanwaltschaft scheint das Interesse an Schalck verloren zu haben.

Ak