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David Artenschutz gegen Goliath Otto

■ Bremer gegen Schuhe aus Reptil-Leder

Die Bremer Aktionsgemeinschaft Artenschutz hat in einem offenen Brief den Hamburger Versandhausriesen Otto angegriffen. Stein des Anstoßes sind mehrere Damenschuhmodelle aus dem letzten Otto-Katalog. Möglicherweise seien die modischen Slippers aus Tierhäuten artengeschützter Reptilien genäht.

„Auf Seite 596 Ihres Hauptkatalogs bieten Sie für schlappe 99,90 in guter Qualität den Tod eines Tieres (mindestens) für einen Damenschuh... Sie und ihre Firma geben also den Auftrag, Tiere totzuschlagen, damit gewisse Damen die Haut toter Reptilien mit Füßen treten können“, heißt es in dem Brief der Artenschützer. der in Kopie auch an die Hamburger Staatsanwaltschaft gelangt ist. Dort nahm man die tierische Hiobsbotschaft gelassen auf: „Die schon wieder“, stöhnte Pressesprecher Bagger auf Anfrage. Doch mehr konnte er beim besten Willen nicht tun: Ein „Fall Otto“ existiert bei der Behörde in Hamburg nicht, denn der empörte Brief entpuppte sich als gehaltlos.

Mittlerweile hat sich nämlich Goliath Otto persönlich geäußert: Es handele sich „bei der elephe

carinata“, die für die Slippers die Haut lassen mußte, „um eine Kletternatter, die in China von der Bevölkerung für den Verzehr gejagt wird.“ Otto kaufe praktisch nur den Abfall, Hautrecycling, gewissermaßen, und fertig ist der Schuh.

Ferner, so trumpfte der Konzern gegen die Tierschützer auf, lägen für diese Wasserschlangen alle erforderlichen Dokumente vor, aus denen hervorgehe, daß es sich nicht um eine bedrohte Art handele.

Reptilienhäute unterliegen im Handel dem Washingtoner Artenschutzabkommen von 1973, das mittlerweile 92 Staaten, darunter seit 1976 die BRD, unterzeichnet haben. Darin werden alle Reptilien aufgelistet und in Schutzstufen eingeteilt, nach denen bestimmte Sorten überhaupt nicht, andere nur mit genauen Papieren über Herkunft und Anzahl der Häute, gehandelt werden dürfen.

Doch ganz wasserdicht ist diese Methode des Artenschutzes nicht. Mittlerweile unterliegen die Händler faktisch nur noch der Selbstkontrolle, die nötigen Stempel und Bescheinigungen gibt es in jeder guten Buchhandlung. ma

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