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Roma-Familie ohne Vater abgeschoben

■ Polizei brachte Mutter mit vier Kindern ohne Vorwarnung zum Flughafen

Die Abschiebung von Roma-Familien in Bremen geht weiter. Ohne Vorankündigung, in aller Frühe und noch dazu am Wochenende wurde erneut eine der in Bremerhaven lebenden Roma-Familien abgeschoben: Diesmal eine der Familien, die sich nicht an der Protestaktion vor Innensenator Sakuths Behörde beteiligt hatten.

Am Samstag Morgen, um acht Uhr früh, standen die Beamten vor der Tür der sechsköpfigen Familie, um sie kurzerhand nach Jugoslawien zurückzuverfrachten. Obwohl der Familienvater sich jedoch zu diesem Zeitpunkt gar

nicht bei seiner Familie aufhielt, brachten die zwei Polizeibeamten die 34 Jahre alte Mutter mit ihren vier Kindern (laut Polizeiauskunft: „Die Restfamilie“) im Gruppenwagen zum Flughafen nach Hamburg. Die Polizei in Bremerhaven: „Der Vater ist vorher geflüchtet.“

Den Rechtsanwalt der Familie informierte die Behörde per Telefax erst eine Stunde nachdem das Flugzeug von Hamburg nach Jugoslawien gestartet war. Und dies, obwohl vorm Verwaltungsgericht ein Verfahren zur Prüfung der Transportfähigkeit des jüng

sten Kindes und der damit verbundenen individuellen Abschiebefähigkeit der Familie, noch nicht abgeschlossen war. Das Baby ist gerade erst vier Monate alt und nach Meinung des Anwalts „nicht transportfähig“. die Behörde dagegen befand unabhängig von den Richtern, deren Entscheidung noch aussteht: „Da es sich um eine Flugreise handelt, ist dies für das Kind unbeschwerlich.“

Für den Säugling mußte allerdings am Tag der Abschiebung erst eine wirksame Abschiebungsverfügung ausgestellt werden: er war noch nicht erfaßt.

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