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Die BRD-Großbanken legten wieder kräftig zu

■ Größte Profite im zinsunabhängigen Geschäft / Hohe Einbußen bei Genossenschaftsbanken und Sparkassen

Frankfurt (ap) - In bisher nicht verzeichneter Höhe haben deutsche Kreditinstitute im vergangenen Jahr im zinsunabhängigen Geschäft verdient. Das teilte die Deutsche Bundesbank in ihrem Monatsbericht August mit. Danach wurde 1989 mit einem Rückgang des Zinsüberschusses von 1,83 auf 1,73 Prozent allerdings auch die bisher niedrigste Zinsspanne in der Bundesrepublik ermittelt. Trotz der daraus resultierenden erheblichen Unterschiede je nach Geschäftssparte bezeichneten die Frankfurter Währungshüter die Ertragslage der deutschen Kreditinstitute im vergangenen Jahr als positiv.

Danach erzielten die Kreditinstitute in der BRD 1989 mit einem Betriebsergebnis von 27,37 Milliarden Mark 0,7 Prozent mehr als 1988. Vor Steuern verringerte sich der Jahresüberschuß jedoch um 12,5 Prozent auf 19,13 Milliarden Mark.

Überdurchschnittliche Gewinne erzielten die Großbanken Deutsche Bank, Dresdner Bank und Commerzbank 1989. Mit einem um 23 Prozent auf 4,63 Milliarden Mark gesteigerten Betriebsergebnis erwirtschafteten sie einen Jahresüberschuß vor Steuern von 4,54 Milliarden Mark und damit 14,6 Prozent mehr als 1988. Gewinnzuwächse konnten auch die Realkreditinstitute (1,923 Milliarden Mark, plus 12,7 Prozent) und die Girozentralen (1,74 Milliarden Mark, plus 8,2 Prozent) verzeichnen.

Mit einem Ertragsrückgang von 52,5 Prozent auf 0,48 Milliarden Mark mußten dagegen die Genossenschaftlichen Zentralbanken 1989 erhebliche Einbußen hinnehmen. Auch das Betriebsergebnis dieser Bankengruppe lag mit 0,57 Milliarden Mark oder minus 46,1 Prozent nur etwa halb so hoch wie 1988. Die Sparkassen (4,14 Milliarden Mark, minus 32,9 Prozent) und Kreditgenossenschaften (2,68 Milliarden Mark, minus 21,6 Prozent) erzielten 1989 ebenfalls deutlich niedrigere Gewinne als im Jahr zuvor.

Diese Differenzen sind nach Angabe der Bundesbank auf unterschiedliche Geschäftsschwerpunkte zurückzuführen. Wegen des lebhaften Wertpapiergeschäftes mit privaten Kunden im zinsunabhängigen Bereich wurde 1989 aus Provisionen und Gebühren mit einer Steigerungsrate von 16 Prozent ein so „glänzendes“ Ergebnis erwirtschaftet, daß der erzielte Überschuß von 15 Milliarden Mark sowohl absolut als auch im Verhältnis zum Geschäftsvolumen so hoch wie in keinem der Jahre zuvor war. Andererseits zwangen die Kursrückgänge am Rentenmarkt zu Abschreibungen auf festverzinsliche Wertpapiere in einem Rekordbetrag von rund elf Milliarden Mark. Diese Abschreibungen betrafen aber vor allem Sparkassen und die Kreditgenossenschaften.

Durch den Zinsanstieg an den Finanzmärkten verringerte sich der Zinsüberschuß der Geldinstitute von 1,83 Prozent auf das Rekordtief von 1,73 Prozent. In den 80er Jahren lag die durchschnittliche Zinsspanne dagegen bei 1,99 Prozent. Mit der Zinsspanne wird die Differenz zwischen den Zinseinnahmen aus ausgegebenen Krediten und seinen Fälligkeiten für Kredite bezeichnet.

Obwohl die Ertragslage aller Kreditinstitute merklich den Zehnjahresdurchschnitt von 1979 bis 1988 unterschritt, wies die Bundesbank darauf hin, „daß sich die Erträge in absoluter Rechnung weiterhin auf einem historisch hohen Niveau bewegten“. Sie seien 1989 von eher vorübergehenden Faktoren, wie dem zyklischen „Atmen“ der Zinsspanne, gedämpft worden.

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