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„Schwer herstellbare Nähe“

■ Gespräch mit Gina Gass und Eberhard Hückstädt, Maler, ehemals DDR / Ausstellung in der Sparkasse

taz: Sie sind '82 aus der DDR nach hier gekommen - hing das mit ihrer Kunst zusammen?

G.G.: Nee, nicht so sehr. Wir sind selbst in inneren Zwiespalt geraten. Das dauert aber viele Jahre, bis man denkt: Das ist jetzt nicht mehr das, was du dir unter Sozia

lismus vorgestellt hast. Und dann kam der Friedensappell '82 (von Robert Havemann und Rainer Eppelmann! /d.Red.), der war so'n Punkt, hinter den wir nicht mehr zurückkonnten.

Und vorher?

G.G.: Wir haben in Schwedt ge

lebt, einer Neubaustadt, unheimlich trist, an Kultur gar nichts. Alle haben dort gelitten unter dieser Trostlosigkeit. Und da hatten

wir oft Leute in unserem Atelier - es war üblich, daß sozialistische Brigaden zu den Künstlern kamen, um mit ihnen über deren Kunst zu reden - und mit denen haben wir meistens über die Stadt geredet und wie furchtbar diese Neubauten sind und am wenigsten über die Bilder.

Was haben die denn zu ihrer Kunst gesagt?

E.H.: Unterschiedlich. Ich fand, das war eigentlich keine schlechte Sache.

G.G.: Bei direkten Kontakten kam die Ablehnung auch nicht so direkt. Das machten sie lieber anonym, z.B. wenn wir in einem Werk ausgestellt haben: Wenn da so'n Gästebuch liegt, da tragen sie dann den ganzen Dreck ein, den sie sich nicht trauen zu sagen.

Hat sich ihre Enttäuschung über das System in der Kunst auffangen lassen?

E.H.: So'n Bruch kommt allmählich. Bei mir kam das mehr und mehr zu einer Verweigerung großen Themen gegenüber, ein Zurückziehen auf stille Themen, Landschaften, der nackte Mensch.

Was auffällt nach kurzem Ansehen ihrer Bilder ist eine gewisse Trostlosigkeit.

G.G.: Es sind schon sehr ernste Arbeiten. Bei Eberhard vielleicht noch mehr durch die sehr zurückhaltende Farbigkeit. Bei mir wirds manchmal durch die eher

heiteren Farben doch aufgebrochen. Ich finde meine Bilder oft bedrohlich. Das hat mit unserer Biographie zu tun und damit, wie wir uns hier fühlen. Wie wir die BRD empfinden. Man hat zu tun mit diesem entfremdeten Dasein der Leute, daß sich jeder so auf sich zurückzieht, daß eine Nähe sehr schwer herstellbar ist. In der DDR war es doch anders, nicht weil die Menschen besser sind, sondern als Notgemeinschaft. Man brauchte Nähe und ganz intime Freundeskreise. Auch die Kontakte unter Künstlern waren viel viel enger als hier.

Wie haben sie sich hier verändert?

E.H.: Bei mir kam eine richtige Arbeitskrise, fast zwei Jahre, und es fiel mir schwer, mein Niveau wieder zu erreichen.

G.G.: Man wird noch zurückhaltender und will sich dem Markt

absolut nicht anpassen. Da gab es z.B. den Kulturdezernenten von Hannover. Den hatten wir aufgesucht, wegen ein paar kluger Ratschläge - wir dachten, irgendjemand muß ja hier für Kultur zuständig sein. Dem haben wir also unsere Bilder gezeigt, und da hat der gesagt, es würde ihm furchtbar leid tun, er hätte zwar von Kunst keine Ahnung, aber was er so sähe von uns, also so hätte man in der BRD vor zehn Jahren gemalt und wir sollten uns doch mal überlegen, wie wir jetzt malen wollten. Das hat mich doch einigermaßen schockiert, weil man das ja nicht ablegt wie einen Mantel. Es hat uns damals auch schockiert, daß die Leute hier so wenig über unser Land wußten, was so dicht dran war und doch auch zu Deutschland irgendwie gehörte. Fragen: clak

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