Münster

■ betr.: "Park and Bike in Münster", taz vom 8.8.90

betr.: „Park and Bike in Münster“, taz vom 8.8.90

„Die Stadt Münster fördert zwar den Fahrradverkehr, doch kostet das die Stadt auch nicht viel. Den Ausbau des ÖPNV treibt die Stadt Münster jedoch nicht voran, obschon das nötig wäre. Eingaben der Initiative Öffentlicher Nahverkehr diesbezüglich bleiben stehts erfolglos. So ist es auch in anderen Städten in Westfalen und Ostwestfalen. Die Städte machen alles, was nichts kostet. Dabei ist aus dem In- und Ausland bewiesen, daß auch Autofahrer den ÖPNV benutzen, wenn dieser preiswert, schnell und häufig ist (USA, Kanada, Schweiz, u.a.). Es muß außerdem in jeder Stadt eine richtige Umwelt-Monatskarte eingeführt werden, die wirklich nicht mehr als 40 DM im Barverkauf kostet und uneingeschränkt gilt, wie zur Zeit in Freiburg und Bremen. Stadtbusse und Straßenbahnen müssen tagsüber immer mindestens alle 10 Minuten fahren, abends alle 20 Minuten. Sonst ist es nicht attraktiv! Die Politiker hier sehen das nicht ein. In den Städten bis zu 300.000 Einwohnern nutzen nur 3 Prozent der Studenten den ÖPNV. das muß anders werden! Das Fahrrad ist nicht geeignet bei schlechtem Wetter und nicht für große Entfernungen, auch nicht für Behinderte!“

H.Poppenborg, Münster (BRD)

Euer Artikel zur Verkehrssituation in Münster klingt eher wie eine Selbstdarstellung aus der Propagandaabteilung des Magistrats.

So wird nun von Augsburg bis Flensburg der Mythos von der verkehrspolitisch vorbildlichen Stadt Münster genährt.

Die traurige Wahrheit ist, daß es genauso eine Autostadt ist wie alle anderen deutschen Großstädte, mit kilometerlangen Blechschlangen, Lärm, Smog und Landschaftsverschneidung. Zur Zeit wird gerade eine Umgehungsstraße vierspurig (!) ausgebaut, zwei riesige Parkhäuser am Rande der Innenstadt wurden schon fertiggestellt usw. usw..

Derweil rosten Tausende von Fahrrädern im Bahnhofsbereich vor sich hin, da es für sie keine überdachten Fahrradständer gibt.

Die platte Landschaft, die Fahrradtradition im Münsterland und der hohe Anteil junger Menschen lassen das Stadtbild vor allem für Gäste Münsters so fahrradfreundlich erscheinen.

Zu einer wirksamen Einschränkung des motorisierten Individualverkehrs führt dies aber beides nicht. Denn auch in Münster gilt „Freie Fahrt für „freie“ Bürger“. Und das immer und überall.

Durch eine zentralistische Strukturpolitik werden täglich ca. 190.000 Pendler/innen in die Stadt gelockt. Und die kommen fast alle mit ihrer Blechkutsche. Von Steinfurt bis Werne. Von Südlohn bis Harsewinkel.

Und damit werden die Stadtväter nun nicht mehr fertig. Nur deshalb jetzt die hektische Aktivität. Im übrigen hat die Grüne Alternative Liste beide letzten Kommunalwahlen über 3 Prozent verloren, unter anderem auch deshalb, weil sie eine autofreie Innenstadt forderte, was eine Schmutzkampagne der regierenden CDU/FDP auslöste, die Regierung, die jetzt selbst notgedrungen in diese Richtung gehende Maßnahmen ergreift.

Dirk Rafael, Die Grünen im Münsterland VCD