: Giftgastransport a la BGS
■ „Verschärfte“ Sicherheit beim Abzug der C-Waffen Sorge vor terroristischen Anschlägen wird runtergespielt
Grenzenlos scheint der Einfallsreichtum der Sicherheitsexperten, die für den Giftgasabzug aus der Pfalz verantwortlich sind. Alle nur denkbaren Eventualitäten wurden durchgespielt, sämtliche Vorkehrungen getroffen - mit dieser Behautpung wurden seit Monaten Bedenken und Alternativvorschläge von Katastrophenexperten und Grünen vom Tisch gewischt. Zugleich blieben mit Hinweis auf die „Gefahr terroristischer Anschläge“ Einzelheiten der Sicherheitsmaßnahmen geheim. Als ein zunächst vertuschter Unfall beim Verladen der Giftgasgranaten bekannt wurde, hieß es, die Sicherheitsvorkehrungen seien „verschärft worden“. Wie das, wo doch schon vorab an alles gedacht war?
Jetzt bietet der Golfkrieg Anlaß zum Schüren neuer Ängste und zugleich für beruhigende Hineise auf „weiter verschärfte“ Sicherheitsmaßnahmen. Wegen der Sorge vor Attacken „arabischer Terroristen“ bewachten am Dienstag 92 zusätzliche Beamten des Bundesgrenzschutzes den inzwischen 14. Giftgaskonvoi. Heißt das etwa, daß Gaddafis oder Abu Nidals Mannen - oder an wen immer bei den „zuständigen Sicherheitsorganen“ gedacht wird - bis Montag in der Pfalz leichtes Spiel gehabt hätten?
Zum Glück - wenigstens dieses Detail wird bekanntgegeben sind die BGS-Jungs jetzt „teilweise“ mit Maschinenpistolen ausgestattet. Hoffentlich nicht mit denselben modernen Geräten, die BRD-Firmen seit Jahren in die Golfregion liefert. Überhaupt sollten die Sicherheitsorgane mal überprüfen, welche Funkelektronik und sonstige Nachrichtentechnik BGS, Polizei und US-Soldaten in der Pfalz benutzen. Etwa dieselben, die der Bundesnachrichtendienst (BDN) über Tarnfirmen in zahlreiche Nahostländer verschoben hat? Dann könnten die „arabischen Terroristen“ den Nachrichten- und Funkverkehr zwischen Clausen und Miesau ebenso erfolgreich mithören und stören, wie Bundesnachrichtendienst und US-Geheimdienste im April 1986 vor dem Angriff der US-Bomber auf Tripolis die libysche Luftabwehr schachmatt setzten.
Andreas Zumach
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