: Unerträglicher Gestank
■ Acht Tonnen tote Fische landeten statt im Sondermüllofen auf der nächsten Hausmülldeponie
Kleinmachnow. Die Probleme mit dem Fisch stinken zum Himmel. Obwohl die Schuppentiere, die am letzten Wochenende gleich tonnenweise im Teltowkanal erstickt waren, in den Öfen der Sondermüllverbrennungsanlage Schöneiche zu Luft aufgelöst werden sollten, landete der größte Teil der PCB -verseuchten Wasserleichen auf der örtlichen Müllhalde in Kleinmachnow. Der zweite Bürgermeister des Ortes, Wolfgang Blaseg, hält diese Form der Beerdigung zwar für „absolut nicht unbedenklich“, aber der Fisch mußte weg. In „der Wärme“ habe die Gefahr einer Epedemie bestanden, und den Verwesungsgestank aus den fischvollen Mülltonnen habe niemand mehr aushalten können.
Wäre der Plan eingehalten worden, hätte die Spandauer Krankenhausentsorgungsgesellschaft (KEG) den Müll zu Fischmehl gemacht. Das Pulver wäre nach Schöneiche gekommen. Doch von den insgesamt fünf Lastwagenladungen hätte die Westfirma nur eine pro Tag mahlen können. Nach zwei Tagen hatte die KEG zwei Laster Fisch entsorgt und der Bürgermeister vom Bündnis '90 die Nase voll. Für acht Tonnen Bleien und Rotfedern hat der Mann mit Vollbart auf der Deponie im Stahnsdorfer Damm ein „großes Loch“ buddeln lassen. Mit den Fischen schlummern hier die PCBs (polychlorierte Biphenyle) - wahrscheinlich mehrere Kilo. Das Gift wird zurück ins Grundwasser wandern. Daß die Öfen von Schöneiche die hochgiftigen PCBs zu ungefährlichen Bestandteilen verbrannt hätten, bezweifelt Blaseg allerdings: „Umweltschützer kritisieren, daß die Anlage nicht die nötigen Temperaturen erreicht.“
Eins ist beruhigend: Vorerst wird es kein neues Fischsterben geben. Der Sturzregen vom Wochenende, der von den Straßen und aus der überlaufenden Kanalisation sauerstoffzehrende Nährstoffe in den Teltowkanal spülte und so die Fische erstickte, war so gründlich, daß bei einem neuen Wolkenbruch nur noch sauberes Wasser in den Kanal schwappen wird.
Dirk Wildt
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen