RIAS, wohin gehst du?

■ SFB-Intendant für Verbleib in der ARD / Sonderabgabe bei Rundfunkgebühren gefordert

(dpa/taz) - Das Liebeswerben um die Vereinigung mit dem Berliner Rundfunk im Amerikanischen Sektor (RIAS) geht weiter. Seit Wochen balzt das ZDF um die Integration des Berliner Senders ins Mainzer Programm. Nachdem nun Dieter Weirich, Intendant der Deutschen Welle, vorgestern auch noch einmal die Absicht seines Senders bekräftigt hat, das Fernsehen von RIAS zu übernehmen, meldete sich eilens der dritte „Ehe„-Anwärter zu Wort.

Nachdrücklich forderte SFB-Chef Günther von Lojewski den Verbleib des RIAS mit Hörfunk und Fernsehen in der ARD, mit der der Sender assoziiert ist. Hintergrund dieser Forderung ist die Ankündigung der Bundesregierung, daß der Sender mit dem Fall der Mauer seinen Auftrag erfüllt habe. Der SFB-Chef träumt dagegen von einem zentralen Informations- oder Kulturkanal im Hörfunk und möchte das RIAS -Frühstücksfernsehen ins Vormittagsprogramm als Gemeinschaftsaufgabe der ARD oder auch gemeinsam mit der ARD und ZDF integrieren.

Für „ordnungspolitisch bedenklich“ hält Lojewski einen möglichen Beitritt des RIAS zum Zweiten Deutschen Fernsehen, das damit auch noch ein Hörfunkprogramm bekäme. Das würde bedeuten, daß das ZDF Zugang zur Hörfunkgebühr erhielte und einige kleinere ARD-Anstalten auf diesem Feld noch ärmer würden. Das ZDF könne so einen gigantischen Werbeverbund bilden.

Und was meint die „Braut“ dazu? RIAS-Pressesprecher Giselher Deussen erklärte, daß sein Sender keinesfalls in Einzelteile zerlegt werden wolle, sondern geschlossen dem ZDF beitreten wolle. Es sei allerdings auch denkbar, daß RIAS-TV ein gemeinsam von ARD und ZDF betriebenes Frühstücksprogramm aus der Hauptstadt sende.

Zur Finanzierung der medialen Vereinigung schlägt Lojewski Sonderabgaben vor. Gerade die neuen DDR-Länder müßten Möglichkeiten zusätzlicher Finanzierungsquellen finden. Hierzu könne eine Sonderabgabe auf die Rundfunkgebühren erhoben werden. Dieser Aufschlag sollte zweckgebunden zum Aufbau von Studios, zur Ausstattung mit Kameras und Mikrofonen zielgerichtet in der DDR verwandt werden, um so schrittweise die Angleichung in der Versorgung mit öffentlich-rechtlichem Rundfunk wie in der Bundesrepublik zu erreichen.