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Stasi warb 14jährige an

■ Jugendliche sollten auf Stefan Krawczyk angesetzt werden

Berlin (adn) - Bereits 14- und 15jährige wurden vom ehemaligen Staatssicherheitsdienst gezielt als Spitzel geworben. Über eine entsprechende Weisung von Stasi-Chef Mielke berichtete gestern 'Der Morgen‘. Das Blatt, das ein Leipziger Stasi-Dokument zum Einsatz inoffizieller Mitarbeiter gegen die Gruppe um den Liedermacher Stefan Krawczyk vom Januar 88 veröffentlicht, beleuchtet vor diesem Hintergrund die Methoden der Werbung inoffizieller Mitarbeiter. Nach der Richtlinie 1/79 wurden die Kandidaten in 3 Kategorien eingeteilt. In der Weisung hieß es zu den „Werbegrundlagen“: „1. positive gesellschaftliche Überzeugung des Kandidaten, 2. persönliche Bedürfnisse und Interessen des Kandidaten, 3. Auslösung von Rückversicherungs- und Wiedergutmachungsbestrebungen der Kandidaten mit Hilfe kompromittierenden Materials“.

Nach Ansicht des Blattes war Kategorie 1 (nützliche Idioten) am einfachsten zu behandeln. Schwieriger sei es bei den Fällen unter 2. und 3. gewesen. Bei „Kategorie 2“ (Egoisten) machte sich die Stasi gemäß Richtlinie folgendes zunutze: „materielle Bedürfnisse, die auf das Erlangen finanzieller Zuwendungen und anderer Vorteile gerichtet sind. Soziale Bedürfnisse (...), geistige Interessen, die auf neu- und andersartige Tätigkeiten und Wirkungsbereiche (...) gerichtet sind.“ Für Kandidaten der Kategorie 3 (Renegaten) sei das Register etwas weniger subtil gewesen, „denn sie hatten ja den Dreck am Stecken. Zunächst ging es den Stasi-Werbern darum, 'den Kandidaten die Normverletzung bewußt zu machen, ihr Gewissen anzusprechen, Schuldgefühle zu wecken bzw. Unsicherheit zu erzeugen‘. Je nach Hartnäckigkeit wurde dann reagiert, angefangen von 'kompakter Anwendung des kompromittierenden Materials, um in ihrer feindlichen Einstellung verhärteten Kandidaten den Ernst der Lage bewußt zu machen‘, bis zu 'Verzicht auf den direkten Einsatz des kompromittierenden Materials, dessen Vorhandensein der Kandidat vermutet, um damit die Bereitschaft zur Zusammenarbeit ... zu entwickeln‘.“

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