„Friedensforen“ gegen Township-Terror

■ ANC, Polizei und Inkatha sollen bei Konflikten schlichten / Die Todeszahl in Ghettos rund um Johannesburg stieg auf über 170 / De Klerk drängt Mandela an den Tisch mit Zulu-Chef Buthelezi

Aus Johannesburg Hans Brandt

Die schweren Kämpfe zwischen Sympathisanten der Zulu -Organisation Inkatha und Einwohnern von Soweto, die meist den Afrikanischen Nationalkongreß (ANC) unterstützten, dauerten auch am Freitag an. Die Polizei griff mit Tränengas und Gummigeschossen ein, um die rivalisierenden Gruppen auseinanderzutreiben. Bis zum frühen Nachmittag stand die Todeszahl bei 22, mit mehr als 200 Verletzten. Ein am Donnerstag bei einem Treffen zwischen ANC-Vizepräsident Nelson Mandela und dem Minister für Recht und Ordnung, Adriaan Vlok, einberufenes „Friedensforum“ von ANC-, Inkatha - und Polizeivertretern sollte am Freitag die Arbeit aufnehmen.

Das Forum soll nicht nur in Soweto, sondern in der ganzen Region um Johannesburg für Frieden sorgen, nachdem Kämpfe seit Sonntag mindestens 170 Menschenleben gefordert haben. „Das Forum soll ausdrücklich nicht nur die Situation in einem Gebiet diskutieren“, sagte Oberst Steve van Rooyen, Vloks Kontaktmann zum ANC. „Es muß unsere Absicht sein, solche Foren überall im Land einzurichten, wo Gewalt ausbricht.“ Die Polizei hat bisher 96 Offiziere als Verbindungsleute zum ANC angestellt, während vom ANC etwa 30 Kontaktpersonen benannt wurden.

Der ANC sagte am Freitag, daß die Gewalt „Resultat einer gut koordinierten Kampagne“ sei, um „Terror und Bürgerkrieg“ rings um Johannesburg zu verursachen. Eine ANC-Erklärung nennt die Verbreitung von gefälschten ANC-Flugblättern, in denen Zulus dazu aufgerufen werden, Johannesburg zu verlassen und die Bevölkerung aufgefordert wird, Zulus anzugreifen. Leute, die sich als Vertreter von Inkatha ausgaben, sollen dem ANC zufolge in Wanderarbeiterwohnheimen die Zulus zum Kampf aufgerufen haben.

„Die Frage ist, wenn Inkatha nicht hinter dieser Kampagne steckt, wer dann?“ fragt der ANC. Die Erklärung weist darauf hin, daß die Sicherheitskräfte der südafrikanischen Regierung in früheren Jahren mit ähnlichen Methoden versuchten, Südafrikas Nachbarländer zu destabilisieren. „Wir rufen alle Unterdrückten des Landes dazu auf, sich nicht von Leuten und Gruppen mißbrauchen zu lassen, deren Ziel es ist, uns von der Lösung der Probleme, vor denen wir alle stehen, abzuhalten“, heißt es in der ANC-Erklärung. Die Regierung übt indessen starken Druck auf Mandela aus, sich zu einem Treffen mit Zulu-Führer Häuptling Mangosuthu Buthelezi bereitzuerklären. De Klerk will dabei als Vermittler auftreten. Der ANC meint jedoch, daß Buthelezi ein solches Treffen anstrebt, um seine schwindende politische Unterstützung neu zu beleben und hält deshalb Gespräche für nicht angebracht.