piwik no script img

10.000 Gefangene sollen täglich heim

Genf/Bagdad (afp) - Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) hat am Wochenende sein Personal zur Abwicklung des Gefangenenaustauschs zwischen Irak und Iran verstärkt. Damit soll die Zahl der Ausgetauschten auf insgesamt 10.000 Kriegsgefangene pro Tag erhöht werden. Das IKRK hatte zuvor die Forderung des iranischen Roten Halbmondes akzeptiert, die Rückführung der Kriegsgefangenen zu beschleunigen. Nach unterschiedlichen Schätzungen befinden sich 70.000 Iraner in irakischer Kriegsgefangenschaft und 30.000 Iraker in iranischen Gefangenenlagern.

Am Wochenende kehrten 3.000 gefangene Soldaten beider Golfstaaten ohne Zwischenfälle in ihre Heimat zurück. Die Iraker setzten unterdessen ihren Truppenabzug aus Iran fort. Nach Angaben des IKRK in Genf sollte am Sonntag eine Gruppe von 25 Rot-Kreuz-Vertretern nach Iran aufbrechen; sechs Mitarbeiter überwachten dort bereits die Freilassung der Kriegsgefangenen. Am Montag werde ein Team des IKRK in Bagdad ankommen und die dortige 21köpfige Mannschaft unterstützen. Das IKRK werde sein möglichstes tun, täglich 5.000 Iraner freizulassen, wie Teheran es wünsche, hieß es in Genf. Bei der Überwachung des Austauschs werde auch darauf geachtet, daß kein Gefangener gegen seinen Willen in seine Heimat zurückgebracht wird. Nach der Ankündigung des irakischen Staatschefs Saddam Hussein, den Grenzkonflikt mit Iran zu lösen, wurden zunächst jeweils 1.000 Kriegsgefangene beider Staaten am Samstag am Grenzübergang Chosrawi an das IKRK übergeben, berichtete Radio Teheran. Ein zweites Kontingent von 1.000 Soldaten wurde von Iran am Sonntag freigelassen. Der Rote Halbmond hatte am Samstag in einem Brief an das IKRK gefordert, die internationale Hilfsorganisation solle veranlassen, daß täglich 10.000 Kriegsgefangene ausgetauscht werden, um der „gefährlichen Situation am Golf“ gerecht zu werden. Iran werde sein möglichstes tun, um sein tägliches Kontingent zu erfüllen. Auch der Truppenrückzug Irak von iranischem Gebiet ging unterdessen zügig voran. Die Armee Bagdads zog sich zur 60 Prozent aus der besetzten Region von Schalamscheh und Kutschk im Südosten Irans zurück, meldete die Presse in Teheran. Auch 120 Quadratkilometer in der iranischen Provinz Chusistan wurden von den Irakern geräumt. Der Rückzug war am Freitag von Bagdad eingeleiter worden und sollte in fünf Tagen abgeschlossen sein.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen