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Energieverbrauch in der DDR soll untersucht werden

■ Schreyer fordert von Bewag, vor Planungen erst Sparpotential zu prüfen

Berlin. Zu den Vorstellungen der Bewag für eine innerstädtische Anbindung Gesamt-Berlins an das westeuropäische Verbundnetz hat die Senatorin für Stadtentwicklung und Umweltschutz, Michaele Schreyer, erhebliche Bedenken erhoben. Die von der AL gestellte Senatorin forderte am Montag in einer Erklärung, die Bewag möge das Stromeinsparpotential im Energiesystem der DDR gesondert untersuchen, bevor Aussagen über den zu erwartenden Energieverbrauch und den damit verbundenen Netzerweiterungen in den nächsten Jahrzehnten gemacht würden.

Die Bewag schlägt zur Verbindung der Stromversorgungsnetze Ost- und West-Berlins vor, ein ölgekühltes 380-kV-Kabel durch das Stadtzentrum zu verlegen. Als Alternativen wurden zwei Varianten zur Anbindung Berlins an das westeuropäische Verbundnetz gemacht. Die erste, die von der Energieleitstelle der Umweltverwaltung angeregt worden war, sieht die teilweise Ergänzung des bestehenden 220/380-kV -Ringes vor. Die andere Alternative sah vor, einen neuen 380 -kV-Ring um Berlin zu bauen und diesen über zwei 380-kV -Kabel mit dem Innerberliner Netz zu verbinden. Diese erste Lösung wurde von der Bewag als technisch unzulänglich, die zweite als zu kostenintensiv abgelehnt.

Frau Schreyer argumentiert, ein ökologisches Sanierungskonzept solle davon ausgehen, die in Ost-Berlin bestehenden etwa 1.000 Braunkohleheizwerke durch gasgefeuerte Blockheizkraftwerke zu ersetzen. Es solle geprüft werden, welche elektrische Leistung durch den Zubau von Blockheizkraftwerken, besonders in Ost-Berlin, erreicht werden könnten.

Für Gesamt-Berlin ergebe sich nach ersten Abschätzungen für das Jahr 2000 ein Leistungsbedarf von 1.200 bis 1.400 Megawatt, der nicht durch Kraftwerke im Stadtgebiet abgedeckt ist. Es wäre zu prüfen, ob sich durch Umstellung von Heizwerken in Ost-Berlin auf Kraft-Wärme-Kopplung eine elektrische Leistung in der Größenordnung von 1.000 MW aktivieren ließe.

Für eine Versorgung Ost-Berlins über den Nordring ergebe sich eine geschätzte Investitionssumme von 500 Millionen DM. Eine solche Lösung wäre nach Meinung von Frau Schreyer auch technisch realisierbar. Einen vollständigen Neubau eines 380 -kV-Freileitungsrings um Berlin hält die Senatorin für nicht erforderlich, weil bestehende Anlagen bei einer Zusammenschaltung von westdeutschen und DDR-Netzen voraussichtlich größtenteils mitgenutzt werden können. Eine Reihe von Ausbaumaßnahmen am Leitungsring um Berlin sei unabhängig von der Art der Anbindung Berlins an das Verbundnetz schon früher vom Kombinat Verbundnetze für die 90er Jahre geplant worden.

dpa

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