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Liberias Bürgerkriegsparteien verhandeln

■ Taylor, Johnson, ein Doe-Gesandter und afrikanische Staatschefs sollten gestern in Gambia einen Waffenstillstand aushandeln / Danach könnte die westafrikanische Friedenstruppe das Land übernehmen / Libanesen aus Liberia evakuiert

Freetown/Berlin (adn/ap/taz) - Charles Taylor, „Commander in Chief“ der liberianischen Guerilla „National Patriotic Front“ (NPF), wurde gestern in Gambia erwartet, um mit afrikanischen Staatschefs über einen möglichen Waffenstillstand in dem bürgerkriegsverwüsteten Land zu reden. Er wird mit dem Präsidenten Gambias, Dawda Jawara, und mit den Staatschefs Ghanas, Nigerias und Ugandas zusammentreffen, sagte ein NPF-Sprecher. Taylors Rivale Prince Johnson, der mit von der NPF abgespaltenen Soldaten gegen ihn kämpft, und ein Sonderbeauftragter des bislang amtierenden liberianischen Präsidenten Samuel Doe sollen ebenfalls zu dem Treffen erscheinen. Es ist das erste Mal, daß die drei Bürgerkriegsparteien Liberias an einem Tisch sitzen, um ein Ende des Konflikts zu beraten.

Am Sonnabend hatte Gambias Präsident den Bürgerkriegsparteien eine letzte Frist bis Montag gesetzt, um Verhandlungen aufzunehmen. Nach Ablauf dieser Frist soll die von der Wirtschaftsgemeinschaft Westafrikanischer Staaten (ECOWAS) in Sierra Leone formierte panafrikanische Friedenstruppe in Monrovia einmarschieren, falls die Verhandlungen Erfolg bringen. Der Befehlshaber der Friedenstruppen, General Arnold Quainoo, hatte am selben Tag in Freetown die Einsatzbereitschaft der Truppe verkündet. Die Soldaten aus Gambia, Ghana, Nigeria, Sierra Leone, Togo, Mali und Guinea könnten innerhalb von 24 Stunden in das Krisengebiet verlegt werden, sagte der General.

Die vorgesehene Intervention wird von zwei westafrikanischen Staaten, die eher zu Taylors Freunden gehören, nicht unterstützt: Burkina Faso und Elfenbeinküste. Das letztere Land sperrte sogar seinen Luftraum für nigerianische Transportflugzeuge in Richtung Sierra Leone.

Charles Taylor hat sich bislang strikt gegen die ECOWAS -Intervention ausgesprochen. Die ECOWAS-Truppe wird von Nigeria angeführt, das in der Vergangenheit zu den Unterstützern Does gehörte. Unter Does Präsidentschaft erhielt Liberia nigerianische Finanz- und Militärhilfe. NPF -Soldaten verhafteten am Wochenende zwei nigerianische Journalisten in Liberia und beschuldigten sie der „Spionage„; vergangene Woche wurden 2.000 Nigerianer von NPF -Truppen mit Waffengewalt daran gehindert, sich einem Flüchtlingskonvoi anzuschließen, das aus Liberia evakuiert werden sollte.

Während Liberia auf die Möglichkeit eines Waffenstillstands hofft, werden weitere Flüchtlinge von US-Marines evakuiert. Allein am Sonntag verließen 800 Ausländer das Land, darunter 600 Libanesen. Die seit Jahrhunderten in Westafrika ansässige arabische Minderheit aus Libanon kontrolliert den Großteil des Handels; ohne sie wird es schwierig sein, die liberianische Wirtschaft aufrechtzuerhalten.

D.J.

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