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Börse in Tokio: Sturz ohne Schrei

■ Unsichere Euromärkte / Kuwaitische Millionäre ohne Kreditkarte

Aus Tokio Georg Blume

„Es steht nicht zu erwarten, daß sich unsere Börsenkurse in rascher Zeit wieder erholen. Viele befürchten, daß die Spannung in Nahost nun doch längere Zeit anhalten wird.“ So lautet die heute fast schon banale Erklärung eines Tokioter Börsenmaklers für den einstweiligen Tiefststand des „Nikkeis“ innerhalb von zwei Jahren. Der Tokioter Aktienindex fiel gestern um 4,1 Prozent seines Wertes auf 25.211 Punkte. Psychologisch noch bedeutsamer ist der Verfall des nur in Japan geführten Aktienindex „Topix“ unter die 2.000-Punkte-Marge. Dieser Index umfaßt - im Gegensatz zum Nikkei - alle an der Tokioter Börse notierten Aktien.

Börsenmakler waren sich am Mittwoch sicher, daß die Tokioter Zentralbank in Kürze eine weitere Erhöhung des Leitzinses von bisher 5,25 Prozent bekannt geben würde, und schwenkten auch deshalb von Aktien auf Zinspapiere um. Dennoch läßt sich aus der Börsenentwicklung für die Wirtschaftsgroßmacht Japan kein neuer wirtschaftlicher Pessimismus ableiten, denn anders als noch im Frühjahr bleibt der Yen in diesen Tagen auf dem internationalen Währungsmarkt stabil. Deshalb kann der Kursverfall an der Tokioter Börse auch heute noch als wirtschaftlich heilsam eingeschätzt werden. Internationalen Beobachtern zufolge haben die Tokioter Aktien erst heute ein für den Westen vergleichbares Wertniveau erreicht.

Zweifel kommen jedoch durch die Ungewißheit auf, inwieweit die großen japanischen Banken, von den acht zu den zehn größten der Welt zählen, von dem Aktienverfall betroffen sind.

Nach japanischen Recht dürfen sie einen Teil ihres Vermögens in Aktien ausweisen; deshalb könnte es ihnen in Zukunft schwerfallen, den internationalen Forderungen zu entsprechen, wonach eine Bank acht Prozent ihres Umsatzes als Eigenkapital ausweisen können muß. Ein Ende des japanischen Kreditbooms hätte unmittelbare Folgen für die Weltwirtschaft.

Europens Börsen

schliddern im Öl

Berlin (dpa) - In Europa zeichnete sich vor allem die Pariser Börse durch starke Kursschwankungen aus, eröffnete zwar mit einem Minus von 2,33 Prozent, drehte nach knapp einer Stunde aber völlig den Trend und haussierte mit 2,03 Prozent. In Frankfurt legte der DAX-Index um 25,14 Punkte auf 1575,10. Auch der Londoner Aktienmarkt ignorierte die Kursentwicklungen im Fernen Osten und stieg um 15,80 Punkte auf 2.123,90.

Der US-Dollar legte in Japan und Europa wieder zu. In Japan wurden im Schlußgeschäft für einen Dollar 146,92 (Dienstag 146,55) Yen gezahlt. In Frankfurt wurde er mit 1,5575 DM gefixt. Das „Fluchtmetall“ Gold verlor wieder an Wert, der Preis für eine Feinunze sank in London auf 408,75 Dollar. Für ein Barrel der richtungsweisenden Nordseeölsorte Brent Crude wurden in Rotterdam 27,70 Dollar gezahlt.

Berlin (taz) - Derweil hat die Kreditkartenorganisation Visa ihre Konten für das Plastikgeld gesperrt, wenn die Karte in Kuwait ausgestellt wurde. Jetzt müssen etliche Millionären aus ihren prima Schweizer Villen in billige Absteigen umziehen. Gemein!

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