: Ein Ausstellungsort ist kein Weinlokal
■ betr.: "Historienschinken, besonders mager", taz vom 15.8.90
Betr.: „Historienschinken, besonders mager“ („Maler vor Ort - Grenzübergang Oebisfelde“ in der Oberen Galerie am Lützowplatz), taz vom 15.8.90
(...) Großen Wert lege ich auf folgende Feststellung:
1. Die Verdienste der Firma Otis am Zustandekommen dieser Ausstellung sind besonders hervorzuheben. Dafür danke ich auch öffentlich.
2. Es trifft jedoch nicht zu, daß der anläßlich der Vernissage den Gästen gereichte Wein von der Firma Otis zur Verfügung gestellt wurde. Vielmehr ist richtig, daß die Abteilung Volksbildung - sprich: das Bezirksamt Tiergarten diesen Wein - einen gutgekühlten italienischen „Soave“ - den Besuchern wahlweise angeboten hat.
Dies ist in der Tat ein anerkannt leichter, vor allem aber auch preiswerter Wein, den auszuschenken wir uns bisher nicht geschämt haben. Dabei haben wir offenbar außer Acht gelassen, daß die Gaumen der Redakteure der tageszeitung inzwischen so verwöhnt zu sein scheinen, daß sie einen italienischen Landwein bereits als kulinarische Zumutung empfinden. Klagen von anderer Seite sind uns bisher übrigens nicht bekanntgeworden.
Da die Beurteilungsfähigkeit von Peter Blie in Sachen Kunst - siehe der von ihm verfaßte Artikel - sich in erkennbaren Grenzen hält, möchte ich ihm vorschlagen, ein Wein-Seminar zu besuchen. Vielleicht versteht er im Anschluß daran wenigstens etwas mehr von Weinen und weiß dann auch den italienischen „Soave“ zu schätzen.
(...) Kurzum: Die Obere Galerie des Kunstamtes Tiergarten ist ein Ausstellungsort und kein Weinlokal. Allerdings bin ich mir nicht ganz sicher, ob Peter Blie dies überhaupt zu unterscheiden wußte. Weite Teile seines Beitrages lassen Zweifel aufkommen. Es bleibt dabei: Wir bleiben beim „Soave“.
Schmidt, Bezirksstadtrat, Abteilung
Volksbildung, Bezirksamt Tiergarten von Berlin
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen