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Templin und Böhm sollen auf grüner NRW-Liste kandidieren

Düsseldorf (taz) - Die nordrhein-westfälischen Grünen wollen auf ihrem Parteitag an diesem Wochenende dafür sorgen, daß zumindest zwei DDR-Oppositionellen ein Platz im künftigen Bundestag sicher ist - sofern das Wahlvolk mitspielt. Nach heftigen innergrünen Auseinandersetzungen über die KandidatInnen zeichnete sich am Freitag ab, daß Tatjana Böhm vom „Unabhängigen Frauenverband der DDR“ und Wolfgang Templin von der „Initiative Frieden und Menschenrechte“ mit breiter Unterstützung auf einen der vorderen Listenplätze gewählt werden.

Wolfgang Templin, bei der Parteilinken nicht besonders wohlgelitten, will seine Kandidatur auf der Liste der Grünen nicht zuletzt dazu nutzen, „um im Wahlkampf in NRW klar zu machen, was in der DDR wirklich los ist“. Templin, von der Honecker-Regierung ausgewiesen, lebte bis zur Wende in der DDR zwei Jahre in Bochum und hat in dieser Zeit zahlreiche Verbindungen zu den West-Grünen geknüpft. Seine Kandidatur versteht er ausdrücklich nicht als taktischen Zug, sondern als ein politisches Signal, das die politische Verwandtschaft zwischen der DDR-Bürgerbewegung und den Grünen unterstreichen soll. Tajana Böhm, die der Modrow -Regierung als Vertreterin des Runden Tisches als Ministerin angehörte, hofft, ein bißchen von „der Geschichte der DDR -Frauen ins neue Parlament“ einbringen zu können. Beide sind zuversichtlich, daß das Bündnis zwischen den Grünen und den Bürgerbewegungen der DDR unter dem Namen „Grüne/Bündnis 90“ bald zustande kommt. Der Bündnisstreit in der DDR rankt sich nicht zuletzt um die Besetzung der dortigen acht bis zehn „sicheren“ Listenplätze. Nach Auffassung von Böhm und Templin darf die Westkandidatur nicht dazu führen, daß qualifizierte BewerberInnen ihrer Organisationen - wie von anderen DDR-Oppositionsgruppen gefordert - nun nicht mehr in der DDR zum Zug kommen.

J.S.

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