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Wie die Alten sungen...

■ betr.: "Generationswechsel" (Klaus Hartung), "Ich traue uns zu, zu regieren", (Antje Vollmer), taz vom 10.8.90

betr.: „Generationswechsel“ (Klaus Hartung), „Ich traue uns zu, zu regieren“ (Antje Vollmer), taz vom 10.8.90

Wie die Alten sungen, so zwitschern auch die Jungen. Nach der SPD, die sich forthangelte vom „Modell Deutschland“ zu „Deutsche, Ihr könnt stolz sein auf Euer Vaterland“, hat nun auch das selbsternannte grüne Gewissen mit dem weinerlichen Dauer-O-Ton Antje Vollmers ein stählendes Bad in deutschem Nationalismus genommen. Deutschland als Großmacht, dagegen kämpft man nicht, das will man vielmehr regieren, noch dazu in Verantwortung. Wie verlockend läßt sich auf diese Weise dann die eigene Rolle ausweiten: zu nicht mehr und nicht weniger als zum „neuen geistigen Band“ in „Mitteleuropa“. Schließlich ist es das „Geistige“, was zählt - oder sind die Deutschen etwa nicht „das Volk der Dichter und Denker“?

Was tut's, daß sich beim Wort „Mitteleuropa“ den beschränkten Bewohnern der Nachbarstaaten in Nord, Ost, Süd und West die Nackenhaare sträuben. Ihr tumber Geist verwechselt die Neuentwürfe geistiger Höhenflüge halt immer mit Erinnerungen an Krieg, Eroberung, Völkermord.

Und wer seine Augen nicht mit „neuen geistigen Bändern“ verbindet, der sieht doch so allerhand Kontinuitäten vom zweiten zum Dritten und zum vierten Reich. Zu den 271 Dollarmilliardären weltweit gehören zum Beispiel - so die amerikanische Zeitschrift 'Forbes‘ - 38 deutsche „Familien“, darunter Namen wie Porsche, Henkel, Bosch, Oetker, Siemens, die bisher weniger durch ihren „Familiensinn“ als durch ihren rücksichtslosen Aufbau weltweiter Wirtschaftsimperien aufgefallen sind. Hinter der Großmacht der geistig bebänderten Frau stehen nicht mehr nur Millionen, sondern Milliarden. (...)

Statt sich im Einklang mit der CDU, wenn auch verantwortungsbewußt, auf Deutschland zu freuen, weil es für die Frau Pastorin vielleicht einen Ministersessel bereit hält, bleibe ich dabei: „Nie wieder Deutschland!“

Dorothee Piermont, MdEP, Bonn (BRD)

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