: Zehntausende Slowaken verlangten einen eigenen Staat
Bratislava (adn) - Die Ausrufung eines selbständigen slowakischen Staates haben Zehntausende DemonstrantInnen am Sonntag in Ruzomberok in der Westslowakei gefordert. Auf einer Gedenkveranstaltung für den slowakischen Politiker Andrej Hlinka (1864-1938) verlangten sie das Selbstbestimmungsrecht für das slowakische Volk sowie die Einführung des Slowakischen als einzig gültige Amtssprache in der Teilrepublik. Eine Rede des slowakischen Vizepremiers Jan Carnogursky, in der er von einem gemeinsamen Weg der Slowaken und Tschechen im Rahmen eines einheitlichen Staates ausging, wurde von Pfeifkonzerten unterbrochen. Der Vorsitzende der Slowakischen Nationalen Partei (SNS), Vitazoslav Moric, forderte unter dem Jubel der Menge das Landesparlament auf, nach dem Vorbild der Völker der UdSSR die eigene Gesetzgebung über die der Föderation zu stellen. Die DemonstrantInnen führten Bilder des Führers des ehemaligen klerikal-faschistischen slowakischen Separatstaates, Jozef Tiso, mit sich.
Anläßlich der Enthüllung einer Gedenktafel an Hlinkas Geburtshaus forderten slowakische Intellektuelle eine Neubewertung der Geschichte der Slowakei. Hlinka hatte unter anderem die Idee der nationalen Selbstbestimmung seines Volkes im Rahmen der Tschechoslowakei verfochten. 1913 gehörte er zu den Mitbegründern der Slowakischen Volkspartei. Nach 1935 begann die Partei, auf die Hlinka nur noch wenig Einfluß hatte, mit nationalsozialistischen Parteien nationaler Minderheiten, darunter der Henlein -Partei, zusammenzuarbeiten. Nach Hlinkas Tod im Jahre 1938 mißbrauchten die klerikal-faschistischen Machthaber in der Slowakei seinen Namen.
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