: Heute: Europa und der Islam
„Die Christenheit möge zur Kenntnis nehmen, daß ich selbst mit anderen Christen vom Meeresstrand aufbrechen will, um mit Gottes Hilfe das Volk der Araber vollständig zu vernichten und das Heilige Grab des Erlösers wieder unversehrt aufzurichten.“ Mit solchen Aufrufen - dieser verfaßt im südfranzösischen Kloster Moissac - zogen die Kreuzritter gen Osten, um das nahöstliche Paradies von der Herrschaft des Islam zu befreien. Sie raubten, plünderten und mordeten, rotteten die Bevölkerung ganzer moslemischer Städte aus und schimpften ihre Opfer „Barbaren“. Bis heute hat sich das Islam-Bild in Europa gehalten. Die Spanier feiern ihren Schutzpatron Santiago, der den Beinahmen „Maurentöter“ trägt. Der Chef der EG-Kommission Jacques Delors begreift die EG als „christlichen Club“. Und der Westen schickt eine Armada in den Golf.
Saddam Hussein ist heute die Inkarnation des Bösen. Ein „moslemischer Hitler“. Saddam war ein Freund des christlichen Abendlandes gegen Chomeini. Ein Freund, als er kurdische Kinder mit C-Waffen massakrierte. Ein Freund, an dem gut mit Waffen verdient wurde. Heute ist Saddam ein böser „Araber“, ein „moslemischer Tyrann“. Die Bedrohung kam und kommt stets vom Morgenland. Der Islam im Selbstverständnis Europas: Islam ein Synonym für Barbarei?
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