: Fünf Jahre für Ex-Guinness-Chef
■ Richter: „Unlauterkeit in massivem Ausmaß“ / Kursmanipulationen flogen auf
London (dpa/ap) - Der frühere Chef des britischen Guinness-Brauereikonzerns, Ernest Saunders, ist von einem Londoner Gericht wegen Kursmanipulation bei der Übernahmeschlacht um den schottischen Getränkekonzern Distillers zu fünf Jahren Haft verurteilt worden. Eine Strafe von weiteren dreieinhalb Jahren Haft wird nach Entscheidung des Richters „gleichzeitig verbüßt“. Die Richter befanden auf „Unlauterkeit in massivem Ausmaß“.
Der mitangeklagte Geschäftsmann Gerald Ronson wurde zu einem Jahr Haft und einer Geldstrafe von fünf Millionen Pfund (15 Millionen DM) verurteilt. Der Makler Anthony Parnes erhielt eine Haftstrafe von zweieinhalb Jahren. Die beiden Mitangeklagten müssen je 440.000 Pfund zu den Gerichtskosten beitragen. Die Urteilsverkündung war für zwei Stunden unterbrochen worden, als Parnes nach Bekanntgabe der Strafe für Saunders einen Schwächeanfall erlitt.
Der 55jährige Saunders ist die Hauptfigur des sogenannten Guinness-Skandals, der größten Betrugsaffäre, die die Londoner City in den vergangenen Jahren erschütterte. In dem Konkurrenzkampf mit der schottischen Supermarktgruppe Argyll hatte Guinness den Distillers-Aktionären unter anderem Guinness-Aktien im Tausch angeboten. Dabei hatte Saunders die Mitangeklagten als Helfershelfer engagiert, um Guinness -Aktien im großen Stil aufkaufen zu lassen und dadurch den Kurs in die Höhe zu treiben. Den Mitangeklagten zahlte Saunders 25 Millionen Pfund an illegalen Erfolgsprämien für die Aktion. Der Aktienkurs stieg innerhalb kurzer Zeit um 26 Prozent. Mit einem Angebot im Wert von 2,7 Milliarden Pfund hatte Guinness schließlich das Rennen gemacht.
Das Verfahren, das als das teuerste in der britischen Justizgeschichte gilt, ist die erste größere erfolgreiche Aktion des neuen „Amtes für schweren Betrug“.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen