Ein Riese wird zerlegt

■ Hauptversammlung stimmte der Sanierungsstrategie zu

MIT DER CO OP AUF DU UND DU

Frankfurt (dpa/taz) - Der Handelsriese Coop, dessen Hauptversammlung in Frankfurt am Mittwoch der Sanierungsstrategie zustimmte, befindet sich auf Schrumpfkurs. Zuletzt brachte es das Unternehmen auf 46.000 Beschäftigte, 2.000 Filialen sowie einen Jahresumsatz von elf Milliarden DM. Nach Bekanntwerden hoher Verluste, Vermögensverschiebungen ins Ausland und krimineller Machenschaften der Führung dauerte das Tauziehen der Gläubigerbanken über ein Jahr. Der erste Sanierer Hans Friderichs warf das Handtuch, weil das Überlebenskonzept für den gesamten Konzern scheiterte.

An seine Stelle als Aufsichtsratschef rückte der Firmensanierer Wilhelm Schaaf. Gemeinsam mit Vorstandschef Franz Wolf will er eine kleine Rest-Coop am Leben erhalten, während der überwiegende Teil verkauft wird. 600 bis 700 Verwaltungsstellen vor allem in Frankfurt und Kamen werden wegfallen, wurde am Rande der Hauptversammlung bekannt. Treibende Kräfte hinter der neuen Konzeption sind die zwei Eigentümerbanken, die DG Bank und die BfG Bank für Gemeinwirtschaft, die als Finanziers von ehemals mehr als über 100 Gläubigerinstituten übrig geblieben sind. Sie halten 67,5 Prozent (DG Bank) und 22,0 Prozent (BfG) des Kapitals, während rund 10 Prozent bei freien Aktionären liegen. Die beiden Geldhäuser waren zu Jahresbeginn auch nicht bereit gewesen, noch einmal 280 Millionen DM nachzuschießen, als neue Verlustquellen auftauchten.

Zielgrößen für die Rest-Coop sind nun 765 Märkte in den Regionen Südwest (Frankfurt), West (Mülheim) und Nordwest (Bremen), ein Umsatz von vier Milliarden DM sowie ein Stamm von 18.400 Beschäftigten. Bereits im ersten Jahr soll ein Gewinn von rund 35 Millionen DM anfallen, der wegen des steuerbefreienden Verlustvortrages voll ins Eigenkapital fließen soll.

Verkauft werden sollen die 800 Filialen der Regionen Berlin, Nord (Hamburg), Nordost (Hannover) Süd (Neuhausen) und Südost (Feldkirchen) mit einem Gesamtumsatz von vier Milliarden DM sowie die gesamte SB Warenhaus und Fachmarkt AG mit einem Umsatz von 2,8 Milliarden DM. Perfekt ist bislang die Abgabe von:

-120 Bolle-Läden mit 700 Millionen DM Umsatz in Berlin einschließlich Verwaltung, Läger und Fuhrpark an die Konsumgenossenschaften Berlin/DDR

-47 Plaza SB-Warenhäusern mit zwei Milliarden DM Umsatz und 6.000 Beschäftigten an die französische Promodes-Gruppe

-400 Filialen im Süden und Südosten der Bundesrepublik mit 1,8 Milliarden DM Umsatz und 8.600 Beschäftigten an die Rewe

-80 Baumärkte mit 550 Millionen DM Umsatz und 1.100 Beschäftigten an die Stinnes Baumarkt AG

-180 Filialen im Norden mit 985 Millionen DM Umsatz und 4.100 Beschäftigten an die selbständigen Firmen Coop Schleswig Holstein eG und Coop Dortmund-Kassel eG

-51 Filialen mit 170 Millionen DM Umsatz und 530 Beschäftigten im Raum Kurpfalz an Nanz

-Offen ist noch der Verkauf von 88 Filialen im Raum Hannover.

Unterschrieben ist außerdem eine Vereinbarung mit dem Handelsriesen Edeka, der den gesamten Einkauf für die Rest-Coop übernehmen wird. Neben den Handelsfilialen wird die Immobiliengesellschaft HIG Handels-Investitions GmbH bei der Unternehmensgruppe bleiben. Die Coop AG fungiert dann als Dachgesellschaft, die den Supermarktbereich und die HIG verwaltet. Offen ist noch die Verwertung des Auslands -„Imperiums“ (letzter Jahresumsatz 1,3 Milliarden DM).