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Johnston-Anlage qualmt zu langsam

■ US-Kongreß: Erst 1991 kann Anlage voll arbeiten / Deutsche Chemiewaffen als letzte

Washington (ap/taz) - Der US-Kongreß hat nun in einem Bericht offengelegt, was schon länger bekannt ist: das Timing auf der Super-C-Waffenverbrennungsanlage Johnston im Pazifik läuft nicht so, wie alles am Schreibtisch geplant war. Dem Bericht zufolge liegt die US-Armee beim Bau der Anlage zur Vernichtung von Chemiewaffenbeständen auf dem einsamen Atoll 1.200 km südwestlich von Hawaii um 32 Monate hinter den ursprünglichen Planungen. Die Anlage, die schon im Februar 1989 fertiggestellt sein sollte, kann nun erst wahrscheinlich im September 1991 mit voller Kapazität arbeiten. Zudem werde sie rund 190 Millionen Dollar (umgerechnet 292,6 Millionen D-Mark) teurer als vorgesehen. Andere Beobachter rechnen damit, daß die Anlage, in der neben den 102.000 Giftgasgranaten aus dem pfälzischen Clausen auch alte Bestände aus Japan und Vietnam verbrannt werden sollen, erst 1994 auf vollen Touren läuft. 1997 soll alles in pazifischen Weiten verpuffen.

Mit der Vernichtung habe man dennoch schon begonnen. So seien am 1.Juli 1,814 Kilogramm Nervengas und 800 mit Nervengas gefüllte Raketen zerstört worden, meinte Oberstleutnant Steve Roy.

Wie es in dem Bericht heißt, ist der Kongreß selbst zum Teil für die Verzögerungen beim Bau der Anlage und die gestiegenen Kosten verantwortlich. Ursprünlich sollte auf dem Atoll nur eine Art von Chemiewaffen zerstört werden. Dann ordnete der Kongreß 1985 die Vernichtung aller chemischen Waffen an, wodurch die Anlage noch einmal völlig überarbeitet werden mußte. Zwei Jahre später wurden dann noch Tests angeordnet, um sicherzustellen, daß die Anlage auch entsprechend den Umweltbestimmungen arbeitet. Letzteres ist besonders unter Pazifikanrainern und Umweltschützern umstritten. Deshalb soll der Transport der US-C -Waffenbestände aus Clausen nach Johnston erst gar nicht stattfinden. Greenpeace hatte Mvor kurzem eine vorläufige Verfügung beim Bundesrichter in Honolulu eingereicht und war abgeblitzt. Der Richter will bis spätestens 10.September darüber entscheiden, ob die vom 11. bis 18. September von Miesau per Bahn zum Hafen nach Nordenham verbrachten C -Waffen dann losschippern dürfen.

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