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Alles nur Symbolik!

■ Die Bayern sind stinksauer / Sie wollen am Tag der Einheit lieber trauern und nicht feiern

In dieser Woche haben wir es den Ossis wieder richtig gezeigt, wie das so funktioniert mit der Demokratie und dem Parlamentarismus. „Faule Tricks!“, „Erpressung!“, „Alles Symbolik!“ erscholl es während der „langen Nächte“ durch die Flure des Kanzleramtes. Die Zeitungen berichteten von „Teppichhändlern“, die beim „Pokerspiel“ Trümpfe und Schwarze Peter hin und her schoben. Den Preis für den schönsten Satz kriegt Ministerpräsident Björn Engholm: „Wir sitzen schon mit dem Hintern dreimal an der Wand, flachgequetscht.“ Mit drei Hintern? Dreimal flachgequetscht? Oderwieoderwas?

Nach wie vor sind wir auf der Suche nach der Wahrheit über Otto Graf Lambsdorff. Ist er wirklich so doof, sich von seinem, dann ja noch dooferen, Parteifreund Justizminister Engelhard falsch beraten zu lassen? (Das ist seine eigene Version). Wurde er vom Minister und dessen böswilligem Gehilfen Kinkel absichtlich falsch informiert? (So schreibt 'Die Welt‘) Oder waren sowohl Lambsdorff als auch Engelhard die ganze Zeit richtig informiert und taten nur so als wüßten sie nicht Bescheid? (Das behauptet Innenminister Schäuble.) Tagelang stritten die Juristen (oder gaben vor zu streiten), ob zur Zeit in Deutschland das T-Prinzip oder das W-Prinzip gilt. Gott sei Dank werden wir es am Montag vom Hamburger Nachrichtenmagazin genau erfahren.

Völlig unbeachtet von der Weltöffentlichkeit wäre es am Donnerstag Nachmittag in Bonn fast zu einer Katastrophe gekommen. Die Spitzen der Altparteien fuhren mit ihren Dienstkarossen in einem Affenzahn vor das Kanzleramt. Angelika Beer und Willi Hoss von den Grünen protestierten per Flugblatt gegen ihren Ausschluß von der Allparteienrunde. Um ein Haar wären sie überrollt worden. Absicht?

Die Bayern sind stinksauer. Erstens: Kohl will den 3. Oktober zum Nationalfeiertag machen. Weiß der „Preiß“ denn nicht, daß das der Todestag von Franz Josef Strauß, Gotthabihnselig, ist? Am 3. wollen die Bayern trauern, nicht feiern. Zweitens: Da will der Berliner „Oberpreiß“ Momper doch glatt den Bundesrat in seiner Möchtegern-Hauptstadt tagen lassen. Angeblich, weil die zusätzlichen Bänke in Bonn zu teuer sind. Und das ist der Gipfel: Bei der letzten Sitzung der Länderkammer wollte der Ostberliner Bürgermeister mit dem komplizierten Namen neben dem Momper sitzen. Einfach mal zuschauen wie das in Bonn so läuft. Da haben die Bayern aber Krach geschlagen. Jawokommenmirdenndahin?

Jetzt kommen sie dann ja alle erstmal für zwei Monate zu uns. Vielleicht gefällt es den Abgeordneten aus Leipzig und Jena im provinziellen Bonn doch besser als in der Riesenhauptstadt Berlin? Die Sozialdemokraten haben allerdings ein moralisches Problem. Dürfen sie die 10.000-DM -Bonner-Abgeordneten-Diät einfach so einsacken? Während das Volk darbt? Wenn ja, wie dreht man das so hin, daß es in der Ex-DDR keiner mitkriegt? Diese Probleme hätten wir auch gern.

Tina Stadlmayer

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