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„Fessle mich“: Sabotage angedroht

■ Anonymer Bekennerinnenbrief: Frauen kündigten „Schauburg“ Gegenwehr an

„Fessle mich“. In der dritten Woche läuft derzeit der Film des spanischen Starregisseurs Pedro Almodovar im Großen Haus des Steintor-Kulturzentrums „Schauburg“. Ab Donnerstag soll, so die Vorplanung, „Fessle mich“ ins „Kleine Haus“ überwechseln und dann ganz auslaufen. Doch ganz sang- und klanglos wird der Abgang von „Fessle mich“ aus Bremen nicht sein: Am Wochenende bekam die taz-Lokalredaktion einen „Bekennerinnenbrief“, in dem es heißt: „Wir versuchen den Film 'Fessle mich‘ zu sabotieren. Dieser Film verherrlicht die Gewalt gegen Frauen“ (vgl. nebenstehendes Faksimile).

„Noch ist nichts passiert“, erklärte gestern Geschäftsführer

Holger Mertins, als er durch einen taz-Anruf von dem Schreiben erfuhr. Mertins fühlt sich durch die Drohung an einen Anschlag mit Buttersäure erinnert, den Frauen vor rund fünf Jahren in einer schlecht besuchten Spätvorstellung eines Russ-Myer-Films verübt hatten. „Das hat uns fast unsere Existenz gekostet. Sowas können wir nicht noch mal zwei Monate lang durchhalten. So einen Film haben wir auch nie wieder gezeigt.“ Damals sei das Kino zwar geöffnet geblieben, doch seien MitarbeiterInnen „reihenweise krankgeworden“ und auch ZuschauerInnen hätten den üblen Gestand nicht lange ertragen.Schließlich sei ein Stück Teppichboden rausgerissen worden.

Die Drohung gegen „Fessle mich“ empfindet er als „absurd“: „Wenn man nicht merkt, daß der Film eine Parodie ist, weiß ich nicht, was man da machen soll. Ich habe auch erst gedacht, daß in den Film nur Männer reingehen, die sich aufgeilen wollen. Aber es kommen mehr Frauen als Männer. Außerdem läuft der Film eh in den letzten Zügen. - Und im Moment haben wir das 'Women in (Emotion)'-Festival. Das wäre dann auch geplatzt.“ Holger Mertins weiter: „Ich wäre bereit, mit den Frauen zu verhandeln. Von mir aus können wir den Film ab Donnerstag weglassen. Aber dann müssen uns die Frauen irgendein Zeichen geben. Vielleicht mal anrufen.“

B.D.

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