PanAm fliegt nach Hause

■ Lufthansa kassiert innerdeutsche Dienste der amerikanischen PanAm / Ab Oktober fliegen PanAm-Lärmbomber im Auftrag der Lufthansa / Völliger Rückzug der US-Gesellschaft aus dem Berlin-Verkehr ab Mitte '91 / Senat begrüßt die Vereinbarung

West-Berlin. Die Lufthansa kassiert die innerdeutschen Dienste der amerikanischen Fluggesellschaft PanAm, sowohl Flughafenanwohner als auch vielfliegende Geschäftsleute können aufatmen. PanAm, gleichermaßen berüchtigt durch laute Maschinen und schlechten Service, zieht sich aus dem Flugverkehr zwischen Berlin und dem Bundesgebiet zurück. Mit Beginn des Winterflugplans am 28. Oktober fliegt PanAm zunächst noch mit neun ihrer Boeing 727-200 im Auftrag der Lufthansa. Bis Mitte 1991 will die Lufthansa dann „schrittweise“ die PanAm-Lärmbomber durch eigene, moderne Maschinen ersetzen. Im „notwendigen Umfang“ wird die Lufthansa Anlagevermögen von PanAm übernehmen. Das Personal des US-Unternehmens in Berlin, Düsseldorf, Nürnberg und Stuttgart wird ebenfalls von der Kranich-Linie übernommen. Der Ausstieg der PanAm aus dem innerdeutschen Verkehr sei dann „die Konsequenz“, bestätigte Lufthansa-Sprecher Klaus -Ulrich Möller. Bislang war die US-Gesellschaft der größte Anbieter im Berlin-Flugverkehr. Über den von dem deutschen Unternehmen zu zahlenden Preis wurden keine Angaben gemacht.

Der Westberliner Verkehrssenator Horst Wagner (SPD) begrüßte es, daß „die Zukunft“ des PanAm-Personals „weitgehend sichergestellt worden sei“. Er zeigte sich „erfreut“ von der Zusage des Lufthansa-Vorstandschefs Heinz Ruhnau, ab Mitte 1991 nur noch lärmarmes Gerät der Lärmklasse II einzusetzen.

Mit der bereits am Freitag unterzeichneten „grundsätzlichen Vereinbarung“ ist nach Ansicht der Lufthansa eine vernünftige „Übergangsregelung“ gefunden worden, die einen „unsinnigen Konkurrenzkampf“ vermeidet. Seit dem Krieg war es nur alliierten Gesellschaften erlaubt, West-Berlin anzufliegen, deutsche Gesellschaften blieben ausgesperrt. Mit Blick auf den Wegfall der alliierten Rechte hatte die Lufthansa aber bereits Mitte August bei Bundesverkehrsminister Friedrich Zimmermann das Recht beantragt, ab Winter die Berliner Flughäfen Tegel und Schönefeld anzufliegen. Neben internationalen Flügen hatte das Unternehmen insgesamt 28 Flugpaare zwischen Berlin einerseits, Köln, Düsseldorf, Hamburg, Frankfurt/Main, Stuttgart und München andererseits beantragt; die Genehmigungen stehen noch aus.

Diese Flüge wolle die Lufthansa nun nicht zusätzlich zum bestehenden PanAm-Flugplan anbieten, versicherte Sprecher Möller. Vielmehr sollten die PanAm-Maschinen im Rahmen des Lufthansa-Flugplans eingesetzt werden. Daneben werde man aber auch zwischen Berlin und dem Bundesgebiet von Anfang an eigene Maschinen einsetzen. Ab Mitte 1991 werde die Lufthansa dann nur noch eigenes, leises Fluggerät einsetzen, sagte der Sprecher. Er wollte jedoch nicht versprechen, daß „ausschließlich“ Flüster-Jets der Lärmklasse III eingesetzt würden.

PanAm will von Berlin aus weiterhin internationale Strecken bedienen, auch PanAm-Express ist von der Übereinkunft mit der Lufthansa nicht betroffen. Die Vereinbarung habe die „Unterstützung“ sowohl der deutschen als auch der US -Regierung, teilte die Lufthansa mit. Nach internationalem Recht ist der Inlandsflugverkehr inländischen Gesellschaften vorbehalten. Anders als die beiden anderen großen im Berlin -Verkehr engagierten Gesellschaften Air France und British Airways hat PanAm als US-Gesellschaft auch keine Hoffnung, an einer Liberalisierung des Flugverkehrs im EG-Binnenmarkt teilhaben zu können. „Wir sind keine Europäer“, sagte PanAm -Sprecher Harold Kosel. British Airways dagegen hatte kürzlich Bonner Versuche, die Gesellschaft 1993 aus dem Berlin-Verkehr zu drängen, energisch zurückgewiesen.

hmt