: Islam und Frauenrechte
■ betr.: "Das Gelöbnis des Islam", "Vorschläge an die Türkei", "Krieg der Religionen", Eurotaz vom 30.8.90
betr.: „Das Gelöbnis des Islam“ (A.Dilipak), „Vorschläge an die Türkei“ (D.Perincek), „Krieg der Religionen“ (M.Bullard),
Eurotaz vom 30.8.90
Es ist sicher nichts dagegen einzuwenden, daß Ihr den Muselmännern jede Menge Platz zur Selbstdarstellung gebt. Auffallend: bisher war noch keine Muselfrau dran.
Ich habe jedoch vehement etwas dagegen, wenn Ihr das alles so einfach (einfältig?) und unwidersprochen stehen laßt. Wo bleibt Euer menschenrechtliches Engagement, wenn es um Frauen geht? Ihr werdet doch nicht glauben, daß eine Eurer Leserinnen Eure Islam-Verherrlichungskampagne toll findet? Von meinen Bekannten und Freundinnen keine einzige.
Toleranz und Humanität sind europäische Errungenschaften. Wenn der Islam Toleranz fordert, soll er erst beweisen, daß er dazu fähig ist. Bisher: keine, nirgendwo. Eine Religion, die dermaßen intolerant und menschinnenverachtend ist, hat kein Recht auf Toleranz. Im Gegenteil: Beim Islam wird Toleranz zum Verbrechen. In Pakistan („islamische Republik“) sitzen 2.000 Frauen im Knast, weil sie vergewaltigt wurden ('Emma‘, August 1990). Der Islam ist ein Verbrechen gegen das Menschsein, die menschliche Würde, gegen das Selbstbestimmungsrecht der Frauen. (...)
Renate Golombek, Marburg
Ich begrüße es sehr, andere Standpunkte kennenlernen zu können, in diesem Fall Standpunkte von Moslems. Schade nur, daß es in diesem Fall mal wieder nur Männerstandpunkte waren, die islamischen Frauenstandpunkte (-sichtweisen) außen vor ließen.
Als taz-Abonnentin bitte ich euch daher sehr, meinen Interessen mehr gerecht zu werden. In diesem Falle hättet ihr die Schreiber darauf hinweisen können, ihre Artikel nicht nur über die eine Hälfte der Moslems, die Männer, zu schreiben, sondern die Standpunkte der Frauen mitzubehandeln - vorausgesetzt, ihr wollt tatsächlich eine Zeitung herausbringen, die für Männer und Frauen gleichermaßen ergiebig ist.
Wenn die Autoren dazu nicht in der Lage oder bereit gewesen wären, die Meinungen, Erfahrungen und Sichtweisen von Frauen zu recherchieren, hätte der Artikel einer islamischen Autorin als Ergänzung/Kontrast dazugehört, um ein ausgewogeneres Bild zu schaffen.
Bei einem so brennend aktuellen Thema reicht die halbe Wahrheit nicht. Auch wenn Frauen im Islam von der aktiven Politik weitgehend ausgeklammert sind, genügt es mir nicht zu erfahren, daß einer der „Gemäßigten“ vier von ihnen „nehmen kann“. Ist das wirklich schon alles, was der Islam für Frauen zu bieten hat? (...)
Gerlinde Seidel, Heidelberg
Das ist es, was Saddam Hussein so trefflich gelungen ist: Seinen ganz privaten Imperialismus als Aufbegehren des Islam gegen die christlichen Kolonialherren zu tarnen. Saddam Hussein ist genauso wenig Moslem, wie Helmut Kohl Christ. Dient es seinen Zwecken, kniet er vor den heiligen Schreinen der verschiedenen islamischen Glaubensrichtungen, bekleidet mit den unterschiedlichsten Gewändern.
Seine Politik ist völlig unreligiös motiviert; seine Frontwechsel machen dies sichtbar. Die Schwierigkeit, die die westliche Welt mit dem Islam hat, beruht weniger auf dem wirtschaftlichen Nord-Süd-Konflikt oder auf dem Gegenüber zweier Religionen, als vielmehr auf der Tatsache, daß die neu erstarkten islamischen Orthodoxen die aufgeklärte Moderne zum Hauptfeind ihrer Bewegung machten. Die Zeiten, in denen beispielsweise im Spanien des achten bis zwölften Jahrhunderts in Cordoba eine nie dagewesene Religionsfreiheit unter maurischer Herrschaft bestand, sind leider kaum mehr vorstellbar.
Hier im „Abendland“ sind wir den Blick durch die religiöse Brille schon länger nicht mehr gewohnt (und da, wo dies geschieht, hat es ähnlich fatale Folgen, siehe Memmingen).
Der Kampf des Islam ist für Herrn Dilipak in Wahrheit ein Kampf gegen die Aufklärung. Ich hätte noch gerne seine Ausführungen zu den zahlreicheren Freiheiten des Islam gelesen. Aber Ausführungen zu Freiheiten, die die Unterdrückung der Frauen beinhalten, zu Rechten, die nicht auch für Frauen gelten, können eigentlich nur dummes Geschwätz sein.
Daniela Limbach, Berlin
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