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Übergangsregierung für Liberia soll Doe ablösen

Banjul/Berlin (afp/taz) - Kehrt Liberia, nach zehn Jahren Doe-Diktatur, wieder zur alten Herrschaft zurück? Es erscheint immer wahrscheinlicher: Die von der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft (ECOWAS) geleiteten Friedensverhandlungen in der gambischen Hauptstadt Banjul, die sich seit Wochen unter Nichtbeteiligung der wichtigsten Bürgerkriegsparteien vor sich hinschleppen, laufen jetzt auf das Einsetzen einer Übergangsregierung hinaus, die im wesentlichen aus Mitgliedern der bis 1980 regierenden und seither in den USA exilierten Elite der Afro-Amerikaner bestehen soll. Als Präsident gehandelt werden unter anderen Professor Amos Sawyer, der 1982 eine Oppositionspartei zu gründen versuchte, ein Jahr lang im Gefängnis saß und dann in die USA auswanderte, wo er die einflußreiche „Association for Constitutional Democracy in Liberia“ gründete. Ferner sind der ehemalige Außenminister Bacchus Matthews und der frühere Generalstabschef mit dem schönen Namen George Washington im Gespräch. Die in Banjul vom Erzbischof Monrovias präsentierte Abschlußerklärung der Gespräche nennt noch keinen Namen; feststeht, daß der Interimspräsident bei den nächsten Präsidentschaftswahlen nicht wieder kandidieren dürfen soll. Alle politischen Gruppierungen, auch die NPF, sollen sich an der Interimsregierung beteiligen können.

Ob diese Regierung je die Macht einnehmen kann, hängt von einem Sieg der in Liberia kämpfenden Westafrikanischen Friedenstruppe ab. Sie hat inzwischen das Zentrum Monrovias eingenommen. Angaben über Verluste unter der multinationalen Eingreifstreitmacht gibt es nicht. In den NPF-kontrollierten Regionen Liberias - also fast dem gesamten Land - bahnt sich derweil eine Hungersnot an. Ein französisches Ärzteteam, das vier Tage lang an der Grenze zur Elfenbeinküste unterwegs war, berichtet von an Äthiopien erinnernde Szenen. Die Ernährungslage sei katastrophal. In einem mit 100.000 Menschen völlig überfüllten Flüchtlingslager gäbe es keine einzige sanitäre Einrichtung; es sei mit dem Ausbruch von Seuchen zu rechnen.

D.J.

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