: Männer stinken doch nach Fisch
■ Eine Ausstellung im Ägyptischen Museum enthüllt Geheimnisse der Schönheit
Mit den Göttern beginnt es, mit Grabmasken hört es auf, in der Mitte darf gerochen werden. Die Ausstellung im Ägyptischen Museum Schönheit - Abglanz der Göttlichkeit zeigt in 200 Exponaten ein breites Spektrum der Kosmetik im alten Ägypten - von Augenschminke und Salblöffeln über Salbpaletten für die sieben heiligen Öle, eine uralte Perücke aus echtem Menschenhaar und den Toilettenkasten einer Königin bis hin zu Balsamen und Zaubertränken, die auch bei der Mumifizierung oder in Liebe und Erotik ihre Anwendung fanden.
Wie im Himmel, so auf Erden: Die Götter sollten „nefer“ sein, wie es hieß - vollkommen und schön. Und „nefer“ wollten auch die Menschen sein - die Lebenden und die Toten. Die Schönheit der Götter wurde jeden Tag wiederhergestellt, indem ihre Statuen im Tempel gereinigt, gesalbt und geschminkt wurden. Sogar neue Kleider wurden ihnen dabei angelegt. Der König als oberster Priester hatte dieses Amt zu versehen, so wie es auf verschiedenen Abbildungen gezeigt wird. Der König selbst mußte sich vor diesem Gottes-Dienst einer Reinigungszeremonie unterziehen. Davon zeugen die sogenannten Hes-Vasen, die wiederum von Götterstatuen getragen werden. Sie gießen das Wasser des Lebens über dem Priesterkönig aus.
Auch Spiegel waren nicht nur dazu da, das eigene Bild zu reflektieren, sondern die Schönheit des eigenen Gesichts verwies immer wieder auf die Schönheit und Vollkommenheit der Götter. Selbst den Toten wurden Spiegel mit ins Grab gegeben, damit sie auf ihrer Jenseitsfahrt ihr idealisiertes Bild wahrnehmen und danach „leben“ konnten. Gerade Grabmasken spiegeln die stilisierten alterslosen Gesichter der damaligen Zeit wider - ein Ideal, zu dem man hinstrebte, und zwar Mann und Frau gleichermaßen. Schminke und Kosmetik wurden von beiden Geschlechtern unterschiedslos benutzt.
Ein besonders schöner Spiegel aus Kupfer ist auf dem Ausstellungsplakat abgebildet. Eine junge nackte Frau hält mit erhobenen Händen die Enden einer Papyrusdolde fest. Darüber erhebt sich die runde Scheibe eines Spiegels. Die Jugendlichkeit der Frau steht für die unvergängliche Schönheit des Leibes - auch über den Tod hinaus. Das Spiegelrund symbolisiert Mond und Sonne - den Sieg der Gestirne über die Mächte der Finsternis. Oft sind Spiegel auch am Griff mit einem Hathor-Kopf verziert, der Himmels und Muttergöttin, die zugleich auch die Göttin von Liebe und Schönheit ist.
Wie die Form, so auch der Inhalt: Salben wurden in Gefäßen aufbewahrt, die die Form von Tieren haben - der Fisch zum Beispiel als Symbol für Erotik und Fruchtbarkeit des Mannes so wie Steinbock und Antilope. Ente und Wildgans dagegen wurden der Frau zugeordnet. Die erotisierende Wirkung der Kosmetika sollte durch die Form des Gefäßes unterstützt werden.
In dieser schönen kleinen Ausstellung wird auch enthüllt, aus welchem Material und welchen Pflanzen Kosmetika hergestellt wurden - grüner Malachit für die Augenschminke, Weihrauch und Myrrhe für Rauchopfer und als Salbenzutaten, Kohle für den sogenannten „Schminkstrich“, den Lidstrich, nach dessen Form Abbildungen datiert werden können. An zwei Beispielen kann man sich das alte Ägypten auch erschnuppern. In einem Riechkasten wird der Duft des „Heken-Öls“ dargeboten, gemixt aus Johannisbrotpulpa, Weihrauch, Styrax und Mastix, in einem anderen die „Malobatrum-Salbe“ aus Rindertalg, Bekenöl und Zimt. Selbst Rezepte für Liebeszauber sind überliefert: „Erhitze Krokodilskot, ein Stück Gebärmutter einer Eselin, Kresse, sieben Teile Antilopenkot, Galle eines Ziegenbocks und Öl, das auf einem Feuer von Flachshalmen gekocht wurde, während du die Zauberformel siebenmal am Tag rezitierst. Reibe deinen Phallus damit ein und schlafe mit der Frau.“
Barbara Rosenberg
Schönheit - Abglanz der Göttlichkeit . Kosmetik im alten Ägypten bis Ende des Jahres im Ägyptischen Museum.
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